Scorpions

Rock Believer

Universal
VÖ: 2022

Zweitstimme Martin Römpp

Die Scorpions haben ihre Ankündigung wahr gemacht: Rock Believer ist in großen Teilen ein Album für jene Nostalgiker geworden, die Anfang und Mitte der Achtziger durch die Hannoveraner metallisch sozialisiert wurden. Kernige Riffs, dominante Soli und kraftvoller Gesang: Fast könnte man bei Nummern wie ›Seventh Sun‹, ›Hot And Cold‹ oder ›Shining Of Your Soul‹ mit ihren Querverweisen zur eigenen Historie glauben, dass Rudolf Schenker wieder ein Schnauzbart gewachsen wäre, Matthias Jabs schwarz-gelb gestreifte Spandexhosen tragen und Klaus Meine auf ihren Oberschenkel stehend die Scorpions-Pyramide toppen würde.

›Rock Believer‹ und ›When You Know (Where You Come From)‹ zeigen auch textlich auf, dass die Veteranen zufrieden auf die Vergangenheit blicken. Anstatt sich immer wieder neu zu erfinden, lassen sie das Flair von Lovedrive (1979), Animal Magnetism (1980) und Blackout (1982) noch einmal aufleben, ohne aber — auch das muss gesagt sein — die damalige Klasse ganz zu erreichen. So wünscht man sich bei eher zwischen Love At First Sting (1984) und Savage Amusement (1988) angesiedelten Stücken wie ›Gas In The Tank‹ oder ›Roots In My Boots‹ den lyrischen Einfluss von Herman Rarebell zurück und vermisst bei manchen Refrains den allerletzten Kick, der einen zeitlosen Hit auszeichnet.

Ungeachtet dieser kleinen Kritikpunkte ist Rock Believer aber exakt das Werk geworden, auf das Anhänger früherer Tage seit Jahrzehnten gewartet haben. Allein dafür gebührt den Scorpions Dank und Ehre.

(8/10)

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