Poison Dollys

Poison Dollys

Bad Reputation
VÖ: 2023

Spätes Rampenlicht

Poison Dollys waren eine von vier Musikerinnen 1981 auf Long Island gegründete Hardrock-Band, die sich lange vor Vixen und Phantom Blue in einer von Männern dominierten Szene durchzusetzen versuchte und sich immerhin in der New Yorker Szene eine beachtliche Gefolgschaft erspielen konnte: Sie zählten zu den Stammformationen im L’Amour, wo sie 1986 ebensolchen Headliner-Status genossen wie die sonst in dem renommierten Club auftretenden White Lion, Accept oder Anthrax. Ihr alleiniges Album erschien 1985 und ist im Kontext des damaligen Zeitgeists durchaus respektabel. Mit ›Love Is For Suckers‹ enthält die Scheibe nur eine Fremdkomposition des Songwriters Marky Carter — und die Interpretation der Band ist so gut, dass sich auch Twisted Sister 1987 der Nummer annehmen und sie zum Titelsong ihres letzten Albums machen. Eigene Stücke wie ›On My Way‹, der härtere Banger ›Electric City‹ oder die Powerballade ›Where Are You‹ wissen nicht zuletzt dank Sängerin Amy „Roulette“ Brammer und der famosen Gitarrenarbeit von Gina Stiles zu überzeugen. Stiles reichte allerdings kurz nach der Veröffentlichung ihre Kündigung ein und trat später bei den von Dee Snider produzierten Envy sowie als Nachfolgerin von Jan Kuehnemund bei Vixen in Erscheinung.

Neben dem remasterten Sound und einem umfangreichen Booklet punktet diese Veröffentlichung durch das Bonusmaterial: Satte 15 Studioaufnahmen aus den Jahren 1986, 1987 und 1989 zeigen, wie viel Energie die Band aufbrachte, um doch noch einen größeren Plattenvertrag an Land zu ziehen. Doch weder ein von Kip Winger produziertes Demo noch der Umzug nach Los Angeles, wo sie ihre letzten Songs im One On One Studio einspielt, kurz bevor Metallica dort ihr schwarzes Album zimmern, bringen den erhofften Erfolg, was letztlich zur Auflösung führt.

Album: 7

(8/10)

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