Kamchatka

Hoodoo Lightning

TNO Recordings
VÖ: 2019

Rückkehr mit geballter Kraft

Gewollt gestrig klangen Kamchatka mit ihrem Sinn für improvisationsstarke Traditions-Sounds nie. Auf ihrer siebten Platte lassen sie ihren Mix aus Heavy Blues, Psychedelic und Prog-Elementen abwechslungsreicher und songorientierter grollen denn je — und erinnern hin und wieder an einen Mix aus den Spiritual Beggars (›El Hombre Dorado‹, ›Let It Roll‹) und neuen Motorpsycho. Vor allem klingt das Power-Trio entschlossener denn je. Die krankheitsbedingte Zwangspause nach The Long Road Made Of Gold haben die Schweden hörbar genutzt, um an ihrem Sound zu feilen und ganz offenbar auch um Kräfte zu sammeln.

Nur so erklärt sich die kompromisslose, vergleichsweise aggressive Grundstimmung dieser packenden Platte, die sich wie ein roter Faden durch Hoodoo Lightning zieht. Der stürmische Song-Zwilling ›Blues Science Pt. 1: Thunder Rise‹ und ›Blues Science Pt. 2: Hoodoo Lightning‹ gibt gleich zu Beginn den Ton an. Heftige Riffs, hämmernde Rhythmen und die unverkennbar flinken Soli von Gitarrist Thomas Andersson bestimmen über alle zehn Titel hinweg das Geschehen, die immer wieder in ausgedehnte Jam- und intensive Solo-Parts einlaufen (nochmal ›Let It Roll‹ mit seinem heiß zerrendem Bass). Zwei Dinge verblüffen dann doch: Zum einen übernimmt Bassist Per Wiberg einen größeren Teil des Gesangs und verleiht der Band einen raueren hardrockigeren Charakter.

Und dann sind auf Hoodoo Lightning gleich deutlich mehr Hammondorgelklänge zu hören als auf der im Frühjahr erschienenen zweiten Platte von King Hobo: An der waren Wiberg und Andersson ebenfalls beteiligt — von diesem Ensemble hätte man ein solches Grundknurren wohl eher erwartet. Anschnallen, aufdrehen, gut festhalten: Diese bockstarke Platte ist nichts für Zartbesaitete.

(8.5/10)

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