Iron Maiden

Powerslave

EMI
VÖ: 1984

Das Monument

Das Artwork der famosen Plattenhülle mit Eddie als monumentaler Pharaonenstatue steht glatt als Sinnbild für das, was der Equipe in den nächsten Wochen und Monaten an Status- und Größenzuwachs widerfahren wird: Mit Powerslave weiten Iron Maiden ihre Reputation als edelste Heavy Metal-Band der Welt bis Amerika aus. Während die ersten beiden Stücke ›Aces High‹ und ›2 Minutes To Midnight‹ die Band von ihrer zugänglichen Seite zeigen, bilden die zwei Abschlussnummern einen ereignisreichen Ausklang: Das fast siebenminütige Titellied ›Powerslave‹ über einen sterbenden ägyptischen Herrscher beschwört einen mystischen Nebel herauf, der von einem dynamikreichen Instrumental-Einschub brillant durchstoßen wird. Doch das ist nichts im Vergleich zur beinah viertelstündigen Harris-Komposition ›Rime Of The Ancient Mariner‹. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen, über sechshundert Zeilen langen Gedicht des englischen Romantik-Poeten Samuel Taylor Coleridge und ist bis heute das raffinierteste und stolzeste Drama von Iron Maiden geblieben. Die vielen Segmente stehen schlüssiger im Dienste des Liedes und seiner Geschichte als beim futuristisch anmutenden Vorreiter ›To Tame A Land‹, dem für ›Rime Of The Ancient Mariner‹ konzentrierte Essenzen aus ›Hallowed Be Thy Name‹ beigemengt wurden. Strukturell steht das königlichste der vielen Maiden-Abenteuer so tief in der Tradition der klassischen Prog-Epen der Siebziger wie kein anderer Song der Combo bis zur vorläufigen Trennung von Bruce Dickinson 1993.

(10/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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