Little Feat

Paul Barrère (1948 - 2019)

Paul Barrère ist tot. Der Gitarrist der Jam- und Southern-Rocker Little Feat ist am 26. Oktober in einem Krankenhaus in Los Angeles verstorben, wo er sich wegen einer Leberkrebserkrankung behandeln ließ.

TEXT: MAXIMILIAN BLOM |FOTO: Label (PR)

»Wir sind sehr traurig, bekanntgeben zu müssen, dass unser Bruder Paul Barrère heute Vormittag im UCLA-Krankenhaus verstorben ist«, gaben seine Bandkollegen in einem knappen Statement bekannt. »Paul hatte bereits in der Gründungsphase von Little Feat vorgespielt. Er meinte, als Bassist würde er doch bestimmt auch einen exzellenten Gitarristen abgeben. Drei Jahre später stieg er dann tatsächlich in dieser Rolle bei uns ein. 47 Jahre später musste er wegen den Nebenwirkungen seiner Leberkrebsbehandlung die aktuelle Tour absagen. Er versprach uns, auf seinen Arzt zu hören und schnell wieder in Form zu kommen, um bei unserer jährlichen Shows auf Jamaika im Januar dabei sein zu können. Leider war ihm dies nicht mehr vergönnt.«

Nachdem Frank Zappa seinen Gitarristen Lowell George aus den Mothers Of Invention warf, weil dessen Song ›Willin’‹ den Genuss von Drogen thematisiert, gründete dieser 1969 seine eigene Band. Alles, was den typischen Sound von Little Feat ausmachte, war bereits auf ihrem 1970 erschienenen Debüt angelegt: Ein Derivat aus Rhythm’n’Blues, Country und Rock, das zunächst noch stark wie die Stones klang.

Schon auf Sailin’ Shoes (1972) gewannen Little Feat an eleganten Facetten, ehe sie ihren elegant swingenden Swamp- und Southern-Sound ab Dixie Chicken (1973) mit Jazz- und Soul-Anleihen und New Orleans-Einfärbungen zu schärfen begannen und zu einem unverwechselbaren eigenen Stil fanden: Es ist das erste Album mit Paul Barrère als zweiten Gitarristen und Sänger und der Beginn der goldenen Ära von Little Feat, die weitere Klassiker wie Feats Don’t Fail Me (1974), das stärker im Jazzrock tollende The Last Record Album (1975) oder Time Loves A Hero (1977) hervorbrachte — oder auch den noch im selben Jahr mitgeschnitten Live-Klassiker Waiting For Columbus, der bis heute als eines der größten Jam- und Konzertalben der Geschichte gilt.
 
Während der zwischenzeitlichen Auflösung von Little Feat in Folge nach dem Tod ihres Sängers und Haupt-Gitarristen  Lowell George veröffentlichte Barrère zwischen 1979 bis 1987 drei Soloalben (On My Own Two Feet, Real Lies und If The Phone Don’t Ring). Zudem war er seit den frühen Siebzigern als Studiomusiker aktiv und unter anderem für Robert Palmer (Pressure Drop, Some People Can Do What They Like und Double Fun) und Jack Bruce (A Question Of Time) tätig. Paul Barrère wurde 71 Jahre alt.

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Cover von ROCKS Nr. 104 (01/2025).