Big Big Train

The Likes Of Us

InsideOut
VÖ: 2024

Wundertüte progressiven Wohlklangs

Nach verhaltenem Beginn gleich großes Kino: Mit einem Tuten und Blasen wie die Trompeten von Jericho, hymnenhaft wie Filmmusik, pathetisch wie eine Olympiafanfare kommt ›Light Left In The Day‹. Big Big Train setzen die Entwicklung fort, die sie immer weiter wegführt von den Tagen verschnörkelter englischer Landromantik, die sie zu Zeiten von English Electric wie eine vorsichtig modernisierte Wiedergeburt der Genesis der Foxtrot-Ära klingen ließ.

Diese Entwicklung ist sicher auch dem tragischen Tod ihres Sängers David Longdon geschuldet, der dies primär verkörperte. Sein Nachfolger Alberto Bravin bringt seine eigene Duftnote ein — und die passt zu dieser leichter zugänglichen Musik. Hier wird nicht mehr gekleckert, sondern meist geklotzt. Auch die Produktion klingt viel mehr nach großer Halle denn nach kuschligem Barocktheater und die verspielten Gitarrentöne der Vergangenheit weichen in ›Oblivion‹ einem bratzenden Hardrock-Geriffe.

Das 17-minütige Epos ›Beneath The Masts‹ beginnt als Klavierballade und schwingt sich zu einer Wundertüte progressiven Wohlklangs auf, allerdings mit weniger Ecken und Kanten als zuvor. Unter all dem pompösen Kunsthandwerk finden sich zudem Momente beschwingter Leichtigkeit (›Miramare‹) und zurückhaltender Beschaulichkeit (›Bookmarks‹).

(8/10)

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Cover von ROCKS Nr. 104 (01/2025).