Survivor

Caught In The Game (1983)

Erst der dritte Rocky-Film brachte ihren Songs größte Bekanntheit — dabei gestalteten Survivor an der Seite von Foreigner und Journey bereits in den Siebzigern das Genre des Melodic-Rock formgebend aus. Eine ihrer übersehenen Perlen ist Caught In The Game (1983).

TEXT: DANIEL BÖHM

Der Emporkömmling der Achtziger (Vital Signs), für den er oft gehalten wird, ist Jim Peterik beileibe nicht. Bereits in den frühen Siebzigern hatte er sich einen Namen als Songschreiber gemacht: nicht nur für seine eigene Combo The Ides Of March, mit der er im Spannungsfeld von Blood, Sweat & Tears und den frühen Chicago musizierte.

1978 gründete er mit Frankie Sullivan die rockbetonteren Survivor, die 1979 ihr Debüt und zwei Jahre später ein stärkeres Zweitwerk (Premonition) erschufen. Das charmanteste Opus der Gruppe folgte zwei Jahre darauf. Dass ausgerechnet Caught In The Game ein besserer Geheimtipp geblieben ist, liegt an den einschneidenden Vorkommnissen, die wenig später die Sicht auf dieses Schmankerl verhangen haben.



Zunächst beauftragte Sylvester Stallone die Melodic-Rock-Aufsteiger mit der Umsetzung der Filmmusik zum dritten Rocky-Streifen Das Auge des Tigers, angelehnt an den Survivor-Song ›Eye Of The Tiger‹ (1982). Nach dem Austausch von Sänger Dave Bickler durch den stimmlich flauschigeren Jimi Jamison zu Vital Signs (1984) war ihre Platte aus dem Vorjahr komplett vergessen: Es hagelt Hit-Singles (›I Can’t Hold Back‹, ›High On You‹, ›The Search Is Over‹) — Survivor schießen kommerziell durch die Decke.



Die Melodien dieses geschliffeneren Nachfolgers mögen stärkeren Hymnen-Charakter haben. Caught In The Game dagegen bleibt mit Perlen wie dem Titellied, ›Jackie Don’t Go‹ und ›It Doesn’t Have To Be This Way‹ oder auch ›Santa Ana Winds‹ im positiven Sinne ganz speziell: als unaufdringliches AOR-Album, das angenehm gitarrenlastige und unschwülstige Töne anschlägt.


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