Ach, sänge Kevin Cronin diesen schönsten Satz Poesie, den er je geschrieben hat: „He drives women wild then he drives off in a Mercedes Benz“ doch nicht so zurückhaltend! Der nämlich steckt in ›Don't Let Him Go‹, dem Auftakt dieses Live-Albums der Veteranen aus Springfield/Illinois. Das klingt noch, als müsse sich die Band erst warmspielen, und durch die wohlfeilen Publikumsfavoriten durch.
›Keep On Loving You‹ und ›Can't Fight This Feeling‹ kommen zwar etwas aufgerauter, verdreckter als in den Studiofassungen, wirken aber in diesem Kontext nur wie Aufwärmübungen zum wirklich starken Stoff der Band, bevor sie mit Schmusehits Abermillionen Alben verkauften. Mit ›Keep Pushin‹ biegen sie in die Zielgerade ein. Merkt auf, hier in der Provinz von Minnesota fliegt gleich die Kuh.
Und da ist schon das ausufernde, acht Minuten lange, von wunderbarer Wendungen, Brüchen, Hammondkaskaden und wahwahgetränkter Gitarrenmasturbation zerpflügte ›Golden Country‹. Ein Jahrhundertsong aus frühester Melodic-Rock-Frühzeit, genauso zeitlos wie das siebenminütige ›Like You Do‹, das schon der elektrisierende, erotisierende Opener ihrer Siebziger-Jahre-Konzerte war. Das hier ist reine Nostalgie. Aber mit Niveau.