Red Dragon Cartel

Red Dragon Cartel

Frontiers
VÖ: 2014

Rückkehr eines Untergetauchten

Mit einem Comeback des ehemaligen Ozzy- und Badlands-Gitarristen Jake E. Lee dürften trotz der 2005 erschienenen Cover-Platte Retraced die wenigsten gerechnet haben. Doch nun hat sich der mittlerweile 56-jährige Amerikaner unter tatkräftiger Mithilfe von Ronnie Mancuso (Bassist der Hardrock-Kapelle Beggars & Thieves) und Produzent Kevin Churko tatsächlich noch einmal aufgerafft.

Wer eine Fortführung des bluesigen, tief in der Klangästhetik der Siebziger verwurzelten Hardrocks von Badlands erwartet, wird gleich vom ersten Song ›Deceived‹ eines Besseren belehrt, dessen Riff an den Ozzy-Hit ›Bark At The Moon‹ gemahnt und auch gut mit dem Madman am Mikro funktionieren würde — genau wie ›War Machine‹, das mit einem zähen Lavasound im Geiste von Black Sabbath startet, bevor Lee passend dazu einen deutlich an ihren Klassiker ›N.I.B.‹ angelehnten Riff zündet.

Für den Gesang bei beiden Stücken ist indes Darren Smith (einst Drummer der kanadischen Melodic-Rocker Harem Scarem) verantwortlich, der mit seiner gewöhnungsbedürftigen Reibeisenröhre auch dem Groove-Batzen ›Shout It Out‹ oder der Ballade ›Fall From The Sky‹, für die sich Lee laut eigener Aussage von Prince inspirieren ließ, seinen Stempel aufdrückt. Außer ihm haben sich diverse Gastsänger auf der Platte verewigt.

Im finsteren ›Wasted‹ beispielsweise markiert der frühere Iron-Maiden-Frontmann Paul Di'Anno den wilden Mann. Die moderne Seite der LP repräsentiert besonders das von Maria Brink intonierte ›Big Mouth‹, das vom Alternative Metal ihrer Band In This Moment nicht allzu weit entfernt ist. Auch Churkos Produktion trägt dazu bei, dass mancher Moment etwas austauschbar wirkt, anstatt Lee für seine Rückkehr ein scharf umrissenes Profil zu verpassen. Am überaus respektablen Unterhaltungswert der meisten Lieder ändert das freilich nichts.

(7/10)

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