Kansas

The Absence Of Presence

InsideOut
VÖ: 2000

Kansas waren und sind immer schon ein bisschen rührend gewesen im Bemühen, der europäischen Kunstmusik hinterher zu hecheln. Diese Mischung aus „ehrliche Arbeiter aus der amerikanischen Provinz“ und „wir können aber Hochkultur“ macht die Band seit Jahrzehnten sympathisch. Wie schon auf dem Vorgänger sind die meisten ihrer neuen Songs ultrafett produzierte Hymnen mit meterhohen Gitarren- und Keyboardwänden und barocken Verzierungen. Diese prunkende Feierlichkeit springt den Hörer vom ersten Ton des Titelsongs an: Violine tanzt auf breitbeinigem Riff, man assoziiert kerzenerleuchtete Ballsäle. Dann wiederum: Flirrendes Orgelsolo mündet in Unisono-Melodie mit den Gitarren, die Geige steigt drauf ein, so vorhersehbar wie herrlich. Immer wieder beschleicht den Hörer bei diesen neun Songs der Gedanke, die Band hätte eine Fortsetzung ihres Erfolgs Leftoverture (1976) schreiben wollen. Ist nicht ›Throwing Mountains‹ das neue ›Magnum Opus‹? Aber wo ist das nächste ›Carry On Wayward Son‹? Da mangelt es an Spritzigkeit. Manches gerät etwas zu behäbig, routiniert, gefällig, wie das gemütlich tropfende ›Jets Overhead‹ oder das mit zu viel Sound übermöblierte Instrumental ›Propulsion I‹. Nicht nur da täte Arrangement-Entschlackung not. Immerhin: Ziemlich geradlinig rocken können sie noch, wie ›Animals On The Roof‹ beweist.

(8.5/10)

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