An zwei Kapiteln Rockgeschichte hat Ronnie James Dio bereits mitgewirkt, als der vormalige Sänger von Rainbow und Black Sabbath 1983 seine eigene Formation aus der Taufe hob. Lock Up The Wolves ist die große Unbekannte im Schaffen des klassischen Dio, dessen Band 1990 deutlichere Züge eines Solo-Projekts angenommen hatte.
Auf dem Weg zum Nachfolger von Holy Diver, The Last In Line, Sacred Heart und Dream Evil hatte der Sangesgott seine komplette Band ausgewechselt und den erst 18-jährigen Rowan Robertson als gänzlich unbefleckten Gitarren-Emporkömmling zu sich geholt; kaum bekannter war Bassist Teddy Cook.
Tastenzauberer Jens Johansson dafür umso mehr: Seit 1983 war er auf nahezu allen Platten von Yngwie Malmsteen zu hören, wohingegen Simon Wright die zurückliegenden sieben Jahre als Schlagzeuger bei AC/DC gedient hatte. Lock Up The Wolves, von Produzent Tony Platt in ein ausnehmend vorzügliches Soundgewand gekleidet, klingt härter, schleppender, düsterer und melodisch fordernder als die vorherigen Dio-Werke und hat in dem ergreifend gesungenen ›Born On The Sun‹ nicht nur einen monumentalen Mega-Song in petto, der die majestätischen Black Sabbath der Heaven And Hell-Jahre weiterzuspinnen scheint.
›Walk On Water‹ glänzt als temporeicher Hardrocker in Rufweite von ›Stand Up And Shout‹, in ›Wild One‹ und ›Hey Angel‹ glänzt Robertson als federnder Riffmacher und Saitenheld. Die dramatische Ballade ›Between Two Hearts‹ und das epische ›My Eyes‹? Klassischer Dio-Stoff. Es half nichts: Als Lock Up The Wolves im Mai 1990 erschien, bekam es von allen bisherigen Dio-Alben die geringste Aufmerksamkeit und Ehrerbietung. Nur wenige Monate später kehrte Ronnie James Dio für die Arbeit an Dehumanizer zu Black Sabbath zurück.