Nach der immerhin noch vergnüglichen Konzept-EP Fuck war bei den kalifornischen Street-Rockern der Wurm drin. Sowohl Rock’n’Roll (2015) wie auch Warpaint (2019) hatten vereinzelten ihre Momente — verglichen mit den über alle Maße zwingenden Großwerken Buckcherry (1999), Black Butterfly (2008) oder Confessions (2013) aber wirkte der sleazige Hardrock dieser Platten erschreckend müde, zahnlos und egal. Der Ruck, der durch die Band um das singende Ganzkörper-Tattoo Josh Todd gegangen ist, muss vielmehr ein Blitz gewesen sein: Gemeinsam mit Produzent und Songschreiber Marti Frederiksen (Aerosmith) haben Buckcherry ein unerwartet starkes und beschwingtes Album ohne Durchhänger geschaffen, dessen Unterhaltungswert es durchaus mit dem sagenumwobenen Erstling aufnehmen kann. Das vorab ausgekoppelte ›So Hott‹ ist eine gute, letztlich aber eine der schwächeren Rock’n’Roll-Nummern dieser wunderbaren Platte, die schon mit dem folgenden Titelstück kräftig nachlegt und als hibbeliger Buckcherry-Knaller zwischen Aerosmith und AC/DC sofort mitreißt. Genial ist auch das von Mundharmonikagebläse eröffnete ›Gun‹, das in Riffs, Bläsersätzen und Rhythmus gleich mehrere Aerosmith-Songs konserviert — und mit dem unwiderstehlichsten Refrain ausgestattet ist, der Josh Todd nach 1999 eingefallen ist. Lässig und funky jongliert ›No More Lies‹ mit Reggae-Elementen, während ›Barricade‹ eine latente Pop/Wave-Note abbekommen hat, ›Junk‹ mit Joe Perry-Riffs kokettiert und im hochmelodischen, von Pianoklängen flankierten ›The Way‹ plötzlich die ganz großen Gefühle ins Spiel kommen. Hellbound ist die Rückbesinnung auf alte Stärken, für die sich Buckcherry ein Stück weit neu erfunden haben.