Eric Clapton

Me And Mr. Johnson (2004)

Eine fanatische Liebe verbindet Eric Clapton mit der Musik von Robert Johnson. 2004 verneigte sich Slowhand vor dem einflussreichen und mit nur 27 Jahren verstorbenen King Of Delta Blues.

TEXT: DANIEL BÖHM

Wie wichtig Robert Johnson für den Engländer war, ließ dieser sein Umfeld bereits in den frühen Sechzigern schonungslos wissen. Damals ging Claptons Verehrung so weit, dass er die Menschen um sich herum eiskalt und in erster Linie danach beurteilte, ob sie den sagenumrankten Gitarristen aus dem Mississippi-Delta kannten und schätzten oder nicht — in letzterem Fall interessierte er sich gar nicht erst für sie.

Auch wenn Slowhand einen Teil der Siebziger und die gesamten Achtziger hindurch mit der Suche nach sich selbst und dem Sinn seiner Kunst in der Welt des Pop beschäftigt war, haben ihn persönliche Krisen immer wieder zum Blues als Zufluchtsort zurückgeführt, die in der Folge einige seiner besten und gitarrenlastigsten Platten hervorbrachten.



Das herrliche Chicago-Blues-Album From The Cradle (1994) zum Beispiel, die Kooperation mit B.B. King auf Riding With The King (2000) und nicht zuletzt die 2004 erschienenen Verbeugungen vor seinem Idol Robert Johnson auf Me And Mr. Johnson und Sessions For Robert J.

Kritiker halten Clapton gerne vor, er habe den einst von Johnson zur Akustikgitarre gesungenen Stücken ihre eindringliche, unheimliche Aura genommen, übersehen dabei aber, dass der verrauschte Sound der Originalaufnahmen aus den 1930er Jahren eine immens breite Projektionsfläche für die Mythen und Legenden des kurzen Lebens von Robert Johnson bietet, die zur Überhöhung der Originale einlädt.

Eric Clapton und seine Band — neben Doyle Bramhall II und Andy Fairweather Low als Gitarristen ist unter anderem auch Billy Preston an Hammond und Klavier zu hören — adaptieren Johnson urgemütlich, recht frei, aber ungemein stilvoll. Kurzum: Eine wunderbare Platte.


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