ZZ Top

»Hört euch B.B. King an!«

Eine Begegnung mit B.B. King hat sein Leben verändert: Billy F. Gibbons erinnert sich an einen ganz besonderen Tag im Jahre 1956 und erzählt, weshalb ihm Singin’ The Blues so viel bedeutet.

TEXT: DANIEL BÖHM |FOTO: ALAMY

»Ich gebe zu, dass ich auf diese Geschichte ein klitzekleines bisschen stolz bin. Deshalb erzähle ich sie so gerne. Mein Vater, der seinerzeit selbst Musiker war, hat mich als Kind immer wieder mitgenommen, wenn wer in den Aufnahmestudios von Houston zu Gast war. Da waren all diese Country-Bands mit ihrer ausgelassenen Musik — das hat mich ziemlich beeindruckt.

Eines Tages haben wir in den ACA-Studios vorbeigeschaut, als B.B. King dort gespielt und Stücke für seine Singles aufgenommen hat. Das muss irgendwann 1956 gewesen sein, ich war gerade sieben Jahre alt. Dieses Erlebnis hat mein Leben verändert.

Ich musste die Platte unbedingt haben, die dieser Mann da aufgenommen hatte — und sie ist bis heute eine meiner absoluten Lieblingsscheiben geblieben! Sie bewegt mich und beschert mir Gänsehaut.



Obwohl sie Singin’ The Blues heißt, ist sie für mich in erster Linie eine Gitarrenplatte mit ganz wunderbaren Soli — viel mehr als die anderen Alben von B.B. King. Schon damals hatte er seinen ganz eigenen Stil und einen eleganten Sound, in den er wahnsinnig viel Gefühl und Soul gegeben hat. Wenn B.B. King spielt, lässt er seine Gitarre Lucille zu dir sprechen. Das geht durch und durch.

Auf Singin’ The Blues wurden zwölf frühe Singles auf einer LP zusammengefasst. So hat man das damals eben gemacht. Es sind zwar immer wieder auch Bläser zu hören, aber dieser junge B.B. King hier hat vergleichsweise roh und übersteuert gespielt, was diese Aufnahmen doppelt interessant macht. 

Wenn mir heute Leute auf die Schulter klopfen und meinen, mein eigenes Spiel auf der Gitarre sei unverkennbar und einzigartig, dann freut mich das natürlich. Aber ich sage diesen netten Menschen immer: Hört euch B.B. King an! Wir alle müssen uns da wirklich ganz weit hinten anstellen. Er konnte mit einem Ton mehr sagen als die meisten anderen mit hundert.



Oder Albert King auf Born Under A Bad Sign von 1965: Auch er gehört zu den großartigsten Gitarristen aller Zeiten. Er war Linkshänder und hat seine Rechtshänder-Flying-Vs immer verkehrt herum gespielt. Wie der Mann seinen schneidenden Sound hinbekommen hat? Ich habe keinen Schimmer. Das ist eins der größten Geheimnisse des Blues.«




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