Dass die Zusammenarbeit von Gitarrist, Songwriter und Produzent Steve Brown (Trixter) und Sänger Ted Poley (Danger Danger) durch ein Plattenlabel in die Wege geleitet wurde, ist im Fall der beiden Ostküsten-Veteranen kein Makel. Schon als Teenager hat Brown den Weg von Poley immer wieder gekreuzt, ihn erst als Schlagzeuger bei den New Jersey-Hardrockern Prophet erlebt und später als Sänger von Danger Danger bewundert. Jetzt veröffentlichen beide mit Lions ihre zweite Platte als Tokyo Motor Fist, während sich ihre Hauptbands im Winterschlaf befinden.
»Keine Ahnung, woran es bei Danger Danger hapert, aber Trixter sind durch den üblichen Rockband-Scheiß aus der Bahn geworfen worden«, weiß Steve Brown. »Wir haben unter meiner Leitung zwei ziemlich coole Comeback-Scheiben veröffentlicht, aber dann gab es Stress zwischen unserem Drummer Mark Scott und mir. Ich will da gar nicht ins Detail gehen, aber es sieht momentan nicht so aus, als ob Trixter in absehbarer Zeit wieder auf einer Bühne stehen werden. Aktuell versuche ich, mir die Rechte an unserem Debütalbum zu sichern, um noch zum 30-jährigen Jubiläum einen Remix an den Start zu bekommen. Konzerte wird es aber nach dem Ende der Pandemie eher mit Tokyo Motor Fist geben.«
Auf Lions zelebriert Brown mit Stücken wie ›Youngblood‹ und ›Around Midnight‹ nicht nur jenen Sound, für den Poley und er stehen. Auch seiner Leidenschaft für Def Leppard, bei deren Konzerten der Gitarrist schon mehrfach für Vivian Campbell oder Phil Collen eingesprungen ist, frönt der 50-Jährige ungeniert.
»Die Anlässe sind meist wenig erfreulich«, erläutert Brown vor allem mit Blick auf Campbells langwierige Krebstherapie. »Ich bin mit den Jungs aber seit Jahrzehnten befreundet und werde immer parat stehen, wenn sie mich brauchen. Natürlich hat es Spuren hinterlassen, dass ich mir das ganze Material von Phil und Viv, aber auch von Pete Willis und Steve Clark draufgearbeitet habe. Ich war schon immer ein großer Bewunderer ihrer Arbeit mit Mutt Lange, von dem ich mir als Produzent viel abgeschaut habe. Wenn ich also an Stücken für Tokyo Motor Fist arbeite, frage ich mich immer: Was würden Def Leppard, Bon Jovi, Mötley Crüe oder Van Halen tun? Denn was bei diesen Bands funktioniert hat, kann auch für uns nicht verkehrt sein!«
Einen Preis für Innovation wollen Tokyo Motor Fist gar nicht gewinnen. Trotzdem scheut sich Brown in manchen Momenten auch nicht, ungewöhnliche Wege zu beschreiten. »Der Titelsong ›Lions‹ handelt davon, sich selbst treu zu bleiben und seinen Ideen zu folgen«, erklärt Brown. »Warum also nicht gerade hier die Regeln brechen? Statt auf meiner Gitarre zu nudeln, habe ich lieber Dennis DeYoung nach einem Keyboardsolo gefragt. Wie schon bei Styx hat er das Ding auf seinem Oberheim OB-8 eingespielt, und das Resultat macht mich genauso glücklich wie das Saxofon bei ›Sedona‹, das Mark Rivera von Billy Joels Band beigesteuert hat.«