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Hell In The Club

Melodien aus Malmö

Nichts ist wie es einmal war bei Hell In The Club: Erst der Zustieg der Sängerin Terese Tezzi“ Persson flößte den Hardrockern Energie ein — und sorgt auf Joker In The Pack für ein starkes Profil.

TEXT: MAXIMILIAN BLOM |FOTO: Manuel Moggio/Heine Otomiya

Die Geschichte von Hell In The Club beginnt im Jahr 2009. Statt nach dem melodischen Metal ihrer Hauptbands steht Elvenking-Sänger Davide Moras, Gitarrist Andrea Piccardi und den Secret Sphere-Musikern Andrea Buratto (Bass) und Federico Pennazzato (Schlagzeug) der Sinn nach eingängigem, latent sleazigem Hardrock. 16 Jahre später stehen, das neue Joker In The Pack mitgezählt, sieben Studio-Alben in der Vita der Italiener. Von den Gründern sind heute nur noch zwei mit dabei: An Pennazzatos Stelle sitzt heute Marco Lazzarini — vor allem steht der Formation seit vergangenem Jahr Terese Persson als Sängerin vor, die zuvor allenfalls absoluten Insidern ein Begriff gewesen sein dürfte. Die Schwedin war in der Vergangenheit Teil des Melodic-Metal-Duos Infinite & Divine sowie Mitglied der aus fünf Sängerinnen bestehenden Venus 5.

»Andy und Marco habe ich dort kennengelernt. Sie gehörten zum Live-Ensemble, mit dem wir vor drei Jahren unsere ersten Auftritte bestritten haben. Wir kamen gleich hervorragend miteinander zurecht, sowohl auf der Bühne als auch dahinter«, erzählt die bestens aufgelegte Frontfrau, die seit ihrem Einstieg zwischen ihrem südschwedischen Wohnort Malmö und Italien pendelt. »Zu Beginn war ich sehr nervös, obwohl ich die beiden schon kannte: Hell In The Club ist eine Band mit einem etabliertem Sound, und ich sollte in die Fußstapfen eines Sängers treten, der ganz anders klang als ich. Die Jungs haben es aber von Beginn an geschafft, dass ich mich willkommen fühlte. Sie haben mich gleich in alle Belange eingebunden.«



Auch ihr neues und bislang stärkstes Werk gehört dazu, an dem Persson entscheidenden Anteil hatte. Ihr Rock-rauer, zuweilen angesoulter Mezzosopran verleiht der Musik einen spürbar eigenen Charakter und damit ein dringend benötigtes Unterscheidungsmerkmal. Auch scheint Persson ein gutes Gespür dafür zu haben, welche Gesangsmelodien sowohl zu den Ideen ihrer komponierenden Kollegen als auch zu ihrer Stimme passen, denn diese stammen zum großen Teil von der Schwedin.

»Es fühlte sich gleichzeitig fremd und vertraut an, für Hell In The Club Songs zu schreiben. Es ist natürlich meine erste Produktion mit Hell In The Club, aber ich hatte mich bereits während unserer gemeinsamen Zeit bei Venus 5 mit der Band beschäftigt und schon damals ihre Energie geliebt«, erklärt Persson, die als externe Komponistin etwa das Titelstück von Robin McAuleys jüngstem Album Soulbound (2025) mitverfasste. »Außerdem spielen sie eine Art von Musik, die ich schon länger schreiben und singen wollte: geradlinigen, energischen Hardrock mit Ecken und Kanten. Die Jungs haben mir ihre musikalischen Ideen geschickt, ich habe mir hier in Schweden die Gesangslinien ausgedacht. Mit den meisten waren sie auf Anhieb zufrieden, genauso wie mit meinen Texten. Sie haben mir wirklich allen kreativen Freiraum gelassen und damit viel Mut bewiesen.«



Eine der ersten Nummern, die im Zuge der Arbeiten an Joker In The Pack entstand, ist gleich einer der ungewöhnlichsten Titel der Platte. ›Out In The Distance‹ lässt sich wohl am ehesten als Power-Ballade kategorisieren, folgt jedoch nicht dem klassischen Aufbau dieser Song-Gattung: Eröffnet wird das Stück von einem groovenden Hardrock-Riff, das in einen Strophenteil mündet, der von einem grummelnden Bass und flirrenden Gitarren-Einwürfen getragen wird. Der Refrain hat durch eine prominent eingesetzte Akustikgitarre einen überraschend folkigen Charakter.

»Der Song hat mich gleich angesprochen, weil er durch diese eigenartige Mischung aus harten Strophen und sehr atmosphärischem Chorus total interessant ist. Wenn ich Songs schreibe, höre ich die Demos immer auf meinem Fußweg zu der Kneipe, in der ich arbeite. Ich bin so vor mich hingelaufen, und als das Demo zu ›Out In The Distance‹ lief, hatte ich sofort weite Felder und hohe Berge vor meinem inneren Auge sowie die Refrainmelodie im Ohr. Die habe ich zu Hause gleich in mein Handy gesungen und den anderen geschickt.«



Wie wohl sich die überall nur mit ihrem Spitznamen Tezzi gerufene Persson in ihrem neuen Umfeld fühlt — und ganz nebenbei ein langfristiges Engagement nahelegt — zeigt sie auch außerhalb der kreativen Arbeit: Sie lernt bereits fleißig Italienisch und zeigte ihre Fortschritte kürzlich in einem Ankündigungsvideo für ein Konzert.

»Danach bekam ich dutzende Nachrichten auf Italienisch, weil die Fans dachten, dass ich die Sprache schon perfekt beherrsche. Ich musste ihnen dann gestehen, dass mir bei der Übersetzung des Textes Google Translate geholfen hat«, lacht sie. »Es ist aber eine gute Übung, auch weil ich in meinem Alltag in Schweden nur selten mit der Sprache in Berührung komme. Aber wenn ich bei der Band in Italien bin, übe ich, soviel ich kann. Am Anfang mussten sie immer jedes Gespräch übersetzen, das sie untereinander geführt haben. Mittlerweile verstehe ich zumindest grob worum es geht, weshalb sich die Jungs schon im Spaß beschwert haben, dass sie jetzt nicht mehr in meiner Anwesenheit über mich lästern können.«


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