Shamall

Schizophrenia

2L Productions
VÖ: 2019

Synthetisches Raunen und Wolkenschieberei

Sechs Jahre lang haben sich die Aufnahmen zu diesem Monumentalwerk des Komponisten, Sängers und Multiinstrumentalisten Norbert Krüler hingezogen, dabei wurde er unterstützt von Gitarrist Matthias Mehrtens und Sängerin Anke Ullrich. Allein die Aufzählung der diversen Synthesizer und Keyboards, die Krüler benutzt, erzeugt wahlweise Angst oder Ehrfurcht. Genauso kann man auch die Musik bewerten: Synthetisches Raunen ist der Anfang fast aller Tracks. Mönchsgesänge, Orchestrales, öltankdicke Trommeln, Maschinengrooves schaukeln den Zuhörer in hallumflorte Trance.

Die Musik lässt sich Zeit, Songstrukturen sind eh egal. Stattdessen gibt es eine große, wuchtige Wolkenschieberei, die immer das ganz große Drama will — ein Breitwandfilm in Zen-Surround. Musik, wie man sie Ende des vergangen Jahrhunderts gerne mal in Planetarien zum großen Sternenhimmel spielte. Mit historischen Synthiesounds, die man so ähnlich in diesem Jahrhundert sonst nur noch bei Eloy hört. Dann und wann erfreuen ein harter Riff oder ein paar erdige Gitarrenlicks von Mehrtens — bis die rhythmische Gleichförmigkeit programmierter Drums dieses überlange Doppel-Album vorbeiwehen lässt, als wäre nichts geschehen.

(4/10)

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