Robert Randolph & The Family Band

Brighter Days

Provogue
VÖ: 2019

Himmlischer Genuss

Robert Randolph ist der wohl bekannteste Pedal-Steel-Gitarrist der Welt: Er war Dauergast bei dem von Eric Clapton ausgerichteten Crossroads-Gitarrengipfel, spielte im Dienst von Carlos Santana und durfte sich 2005 auf einem Album von Ozzy Osbourne verewigen (Under Cover). Am wohlsten aber fühlt sich der 1977 geborene Amerikaner im Dunstkreis seiner geliebten Jam-Szene, die er seit mehr als 15 Jahren mit den explosiven Auftritten seiner Family Band verzückt, in der Danyel Morgan Bass und Marcus Randolph Schlagzeug spielen — beides Cousins. Brighter Days ist das sechste Studioalbum ihrer Familienbande und keins wie jedes andere. Denn zwei Neulinge haben sich überaus effektiv in seine Band geschlichen, von denen einer ganz besonders aufhorchen lässt in der Welt des Classic-Rock: Produzentenass Dave Cobb (Europe, Rival Sons und etliche mehr) half tatkräftig dabei, diese wunderbare Platte umzusetzen und griff im Studio gleich selbst mehrfach zur Gitarre.

Randolph selbst setzt sein Saiteninstrument zurückhaltender und songorientierter ein als zuletzt und lässt es überwiegend wie eine virtuos schnarrende Slide-Gitarre klingen. Aber auch die grundsätzliche Ausrichtung von Brighter Days ist anders als gewöhnlich. Gospel, Bluesrock, Soul und Funk haben in Randolphs Musik schon immer eine bedeutende Rolle gespielt, so ungefiltert wie hier hat er sie jedoch noch nie ausgelebt: Es ist einfach erhebend, wenn in ›Have Mercy‹ ganz unvermittelt der Nashville Urban Choir einsetzt und die Nummer, die bis dahin von Robert und Lenesha Randolph gesungen wird und auch von JJ Grey und der Tedeschi Trucks Band stammen könnte, lautstark gen Himmel schickt. Überhaupt taugen der Swamp-Soul-Master Grey und das Trucks-Ensemble immer wieder als Referenzen, um infektiöse Groove-Geschenke zu beschreiben, die sich etwa in ›I’m Living Off The Love You Give‹, ›Second Hand Man‹ oder ›Baptize Me‹ quietschfidel zwischen Bluesrock, Southern-Soul, Funk und Gospel umhertanzen.

(9/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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