The Kinks

Arthur (Or The Decline And Fall Of The British Empire) (50th Anniversary Edition)

VÖ: 1969

Gegenüber der laut polternden Konkurrenz von Led Zeppelin oder den Who konnte sich der vergleichsweise subtile Rock der Kinks mit seinen angereicherten Folk- und Country-Elementen gerade in den letzten Tagen der sechziger Jahre schwer behaupten. Aber das Songschreiber-Genie Ray Davies lässt sich auch nach fünfzig Jahren prima feiern. Die hat das auf einer wahren Geschichte basierende Konzept-Album Arthur (dem Davies, sich wahrscheinlich einen Ast lachend, den in der Heimat karrierevergiftenden Zusatz vom Fall des britischen Weltreiches anhängte) nun auf dem Buckel.

An Aktualität hat die Scheibe keinen Deut eingebüßt. Davies nutzt die Handlung für einen sarkastischen Rundumschlag über die Irrungen der modernen Welt, lässt in ›Yes Sir, No Sir‹ kein gutes Haar am britischen Establishment und nimmt in dem mit einem harten Riff gestärkten ›Brainwashed‹ die Orientierungslosigkeit seiner Mitmenschen aufs Korn. Musikalisch gehört Arthur zu den Großtaten des Vierers. ›Australia‹ beginnt als Popsong und wandelt sich nach drei Minuten zu einem launigen psychedelischen Jam, ›Drivin’‹ und der bittere Anti-Kriegssong ›Some Mother’s Son‹ berufen sich auf die Beatles wie auch Davies selbst im eröffnenden ›Victoria‹ Paul McCartney verblüffend nah kommt.

Ein durch und durch britisches Album, das auch ohne einen obligatorischen Gassenhauer wie ›You Really Got Me‹ bei Veröffentlichung von Teilen der englischen Presse zum besten Album des Jahres gekürt wurde. Die Jubiläumsauflage enthält 81 Songs auf vier CDs, neben neu gemasterten Mono- und Stereo-Mixen auch eine Vielzahl an Demos, Remixen und Rehearsal-Aufnahmen sowie ein zur gleichen Zeit aufgenommenes, aber nie veröffentlichtes Solo-Album von Dave Davies. Abgerundet wird das hochwertige Paket durch ein 68-seitiges Buch mit raren Fotos, Essays und aktuellen Interviews.

(9/10)
TEXT: MARKUS BARO

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