Sieht man von der Knieverletzung ab, die eine Laufbahn als Profi-Baseball-Spieler zunichtemachte, hätte sein beruflicher Werdegang kaum besser verlaufen können. Beflügelt von seiner Leidenschaft für den melodischen Pomp-Hardrock amerikanischer Gruppen wie Styx, Boston und Kansas entschied sich der in Fairbanks, Alaska geborene August Zadra rasch für die Musik als seine zweite große Liebe: Nach seinem Umzug ins kalifornische Hollywood schloss er sein Studium am renommierten Guitar Institute of Technology ab und übernahm Studio-Jobs für Cheap Trick-Sänger Robin Zander, Extreme-Gitarrist Nuno Bettencourt oder auch für Jim Peterik von Survivor. Zudem tobte er sich als singender Gitarristen in einer Styx-Covercombo aus — auf die Dennis DeYoungs Sohn Matthew aufmerksam wurde und Zadra umgehend für die Truppe seines Vaters empfahl.
»Es ging alles schneller, als ich realisieren konnte«, rekapituliert der Blondschopf. »Plötzlich saß ich mit Dennis DeYoung im Proberaum, einem meiner ganz großen Helden. Ich ging davon aus, dass er mich im günstigsten Fall als Session-Gitarrist für einen Job weit im Hintergrund engagieren würde. Stattdessen hat er mit mir und dem Bassisten Craig Carter dreistimmige Harmoniegesänge eingeübt. Erst da ist mir so richtig klargeworden, wie eng seine Stimme mit dem charakteristischen Styx-Sound verbunden ist. So sehr ich diese Band auch verehre, für mich ist das heute eher die Tommy Shaw Group. Leider hat Dennis nicht den besten Ruf, man sagt ihm nach, arrogant und wenig umgänglich zu sein. Ich habe ihn anders erlebt.«
Das Ausbleiben von Auftrittsmöglichkeiten zwang August Zadra schließlich dazu, selbst aktiv zu werden. 2020 debütierte er mit Waiting For Monday, ehe er mit der nach ihm benannten Band nun deutlicher dem melodischen Hardrock- und AOR der Achtziger frönt. »Jeff Scott Soto, einer meiner besten Freunde, hat mich schon lange überreden wollen, es als Solo-Künstler zu versuchen. Ich war aber immer zu schüchtern und habe mich lieber hinter meiner Gitarre versteckt. Ein Sänger wollte ich eigentlich nie sein. Als ich mich damals bei Dennis stolz mit meiner Randy Rhoads-Gitarre vorgestellt habe, meinte er recht bald, dass ich ein besserer Sänger wäre, der Gitarre spielt, als ein Gitarrist, der singt.
Das habe ich zunächst zwar als Ohrfeige empfunden, im Endeffekt hat mich diese Aussage aber selbstsicherer werden lassen. Nachdem ich dann auf Dennis’ beiden 26 East-Scheiben und auf Jeffs Solo-Album Wide Awake (In My Dreamland) einige Gesangspassagen übernommen hatte, habe ich beschlossen, es tatsächlich in Eigenregie zu versuchen. Ich bin sehr stolz auf Guiding Star. Es gibt auf der Platte diese ausgewogene Balance aus süßlichen Melodien und harten Gitarren, die mich schon bei Styx oder auch bei Journey immer so stark angezogen hat. Und Jeff hat darauf bestanden, sämtliche Chöre zu übernehmen — eine große Ehre, denn sein Terminkalender ist brechend voll.«
Dass der Frontmann der Progressive-Metaller Sons Of Apollo stimmlich eine Naturgewalt ist, erfährt Zadra beim Besuch einer Show des ehemaligen Cinderella-Vorstehers Tom Keifer, wie er sich lachend erinnert. »Jeff stand während der Show an der Bar und hat sich mit jemandem unterhalten. Bis ihn ein Mädchen ruppig aufforderte, bitte endlich ruhig zu sein! Er stand gut zehn Meter entfernt von mir und ich habe trotz der nicht gerade leisen Band jedes einzelne Wort verstanden.«