Saxon

Call To Arms

UDR
VÖ: 2011

Ein Schritt zurück und zwei voran

Saxon sind eine Bastion, ein Fels in der Brandung des schnelllebigen Musikgeschäfts. Seit nahezu dreieinhalb Dekaden trotzen Biff Byford und seine Getreuen (fast) jedem Trend und veröffentlichen in schöner Regelmäßigkeit Alben, die Niveauvolles offerieren. Zwar konnte man sich beim letzten Studiowerk Into The Labyrinth von 2009 des Eindrucks nicht erwehren, der Band sei etwas die Puste ausgegangen. Einige der Songs dümpelten im Mittelmaß, was bei Saxon immer noch kein schlechtes Album ausmacht. Dennoch hat die Formation selbst erkannt, dass sie etwas bewegen muss, um im Tritt zu bleiben.

Diese Bewegung ist im Falle von Call To Arms ein Rückwärtsschritt, der sie zwei Schritte voranbringt. Wesentlich geerdeter als auf dem Vorgänger gehen die in Ehre ergrauten Musiker diesmal zu Werke und besinnen sich alter Tugenden. Eine weise Entscheidung. Mit greifbarer Spielfreude steigen sie sehr direkt ein, lassen den ›Hammer Of The Gods‹ auf die treue Anhängerschaft niedersausen, ehe ›Back In ‘79‹ unmissverständlich klarmacht, wo die Reise hingeht. Das Schlagzeug greift den Takt von ›Denim & Leather‹ auf, Byford schwelgt in Erinnerungen an die Gründertage; alles ist gut.

Der Wille, zu alter Stärke zurückzufinden, offenbart viele Facetten der Briten. Rauscht ›Surviving Against The Odds‹ in traditioneller Saxon-Manier in Richtung Live-Set, so überzeugt die Titelnummer mit epischer Breitwandigkeit und kommt am Ende der Scheibe noch einmal in orchestriertem Gewand daher. Dazwischen überraschen ›Chasing The Bullet‹ mit kokett eingeflochtenen AC/DC-Licks, ›When Doomsday Comes‹ mit Moog-Einsätzen (!) von Gastarbeiter Don Airey (Deep Purple) und ›Ballad Of The Working Man‹ mit losgelösten Twin-Guitar-Leads.

Saxon haben mit Call To Arms ihre dezente Talfahrt nicht nur gestoppt: Sie haben leichtfüßig ein Album geschaffen, das qualitativ auf Augenhöhe mit Solid Ball Of Rock, Lionheart oder The Inner Sanctum steht.

(8.5/10)

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