Lords Of Black

Raubtiere unter Raubtieren

Das jüngste Werk der Spanier Lords Of Black ist ein durchdachtes Stück anspruchsvollen Heavy Metals. Mechanics Of Predacity beschäftigt sich mit den Grundfesten des menschlichen Seins und entfaltet nur in voller Länge seinen ganzen Glanz.

TEXT: MAXIMILIAN BLOM |FOTO: Manu Giménez

Tony Hernando ist ein philosophisch wie historisch interessierter Zeitgenosse. Der Gitarrist und Hauptkomponist der Lords Of Black, die er vor zehn Jahren mit dem umtriebigen Sänger Ronnie Romero in Madrid ins Leben rief, ist komplexen Gedanken und Theorien sehr zugetan. Auch das neue Album seiner Band ist nur in Gänze wirklich zu erfassen: Hernandos Texte spielen dabei eine wesentliche Rolle.

»Alle meine Fragen und meine Zweifel verarbeite ich in den Lyrics und ich habe das Gefühl, dass diese Gedanken auch viele andere Menschen umtreiben. Ich gebe aber keine Antworten. Mechanics Of Predacity beschäftigt sich nicht zwangsläufig mit den aktuellen Geschehnissen in der Welt. Vielmehr geht es allgemein darum, dass Gewalt und Raubtierdenken schon immer in der Natur des Menschen lag. Wir sind Raubtiere unter Raubtieren.«



Damit zieht der aus dem nordspanischen Salamanca stammende Musiker eine Parallele zu dem britischen Staatstheoretiker Thomas Hobbes (1588 – 1679), der die Unausweichlichkeit von Gewalt durch eine Sentenz aus der antiken römischen Komödie Asinaria in einer Widmung seines Werkes De Cive (1642) ausdrückte: „Homo homini lupus“ — der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.

So negativ dieser Grundgedanke und der Albumtitel (deutsch etwa: Mechaniken der Raubtierhaftigkeit) auch zu sein scheinen: Wiederholt betont Hernando, wie wichtig ihm ein schlussendlich positiver Ausblick in seiner Kunst ist. »Wir Metalheads sind im besten Sinne des Wortes Träumer und zutiefst humanistisch. Ich möchte daran glauben, dass wir mit unserer Kunst ein bisschen zu einer besseren Welt beitragen. Oder wie Fjodor Dostojewski schon im 19. Jahrhundert sagte: Schönheit wird die Welt retten.«



Gänzlich im Alleingang arbeitet der belesene Mittvierziger die Alben seiner Band indes nicht aus: An seiner Seite weiß er als Co-Produzenten den einstigen Helloween-Gitarristen Roland Grapow, der den Studio-Sound der Formation maßgeblich beeinflusst. Als gestaltenden Mitmusiker hebt er zudem besonders Ronnie Romero hervor. Dessen unzählige Engagements in den letzten Jahren, als er bei Rainbow, Vandenberg, dem Gotthard-Ableger CoreLeoni und unlängst Gotus sang, bezeichnet Hernando als zweischneidiges Schwert.

»Als er damals bei Rainbow einstieg, hat uns das viel Aufmerksamkeit beschert, was natürlich großartig war. Es hat aber auch die Dynamik in der Band verändert und die Planungen mit ihm wurden immer schwieriger. Als sein Freund und Fan seiner Stimme fand ich es großartig, dass er mit diesen großen Namen arbeiten durfte: Ritchie Blackmore und Michael Schenker sind zwei meiner Idole, auch Adrian Vandenberg verehre ich sehr. Zwischen uns herrscht eine besondere Chemie, und ich bin der festen Überzeugung, dass er seine beste Leistung mit Lords Of Black zeigt. Natürlich sind auch unser Bassist Dani Criado und unser Schlagzeuger Jo Nunez großartige Musiker und ein wichtiger Teil des Ganzen. Aber unser X-Faktor ist diese besondere und starke musikalische Beziehung zwischen Ronnie und mir.«



Dieser Text stammt aus ►ROCKS Nr. 99 (02/2024).

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