D.A.D.

A Prayer For The Loud

AFM
VÖ: 2019

Erneuerbare Energie aus nachhaltigen Elementen

Satte 37 Jahre hat das in seiner Heimat Dänemark ausgesprochen erfolgreiche Quartett mittlerweile auf dem Karrierebuckel — Alterserscheinungen sind aber auch auf seiner zwölften Platte nicht einmal ansatzweise zu spüren. Vielmehr bleiben D-A-D auch auf A Prayer For The Loud ihrem einmal aufgestellten Grundsatz treu, kein Album wie das vorherige klingen zu lassen. Keck vermischen sie alten wie zeitgemäßen Hardrock mit Elementen aus Alternative, Mainstream, Metal, Punk, Blues und Country und kommen seit jeher zu Resultaten mit ganz unterschiedlicher Ausprägung: Mal etwas moderner, härter und aufgedrehter wie auf Helpyourselfish (1995) oder Scare Yourself (2005), mal sanftmütiger und mit filigranen Soundspielereien, wie es besonders auf Everything Glows (2000) und Soft Dogs (2002) zu hören war.

Nachdem Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark vor acht Jahren durch seine brutzeligen Fuzz-Gitarrensounds verhältnismäßig extravagant geriet, konzentriert sich die Band um die Brüder Jesper und Jacob Binzer auf dem Nachfolger nun wieder auf betont ungekünstelte Rocknummern. Zwar versuchen diese gar nicht erst, die Durchbruchsalben No Fuel Left For The Pilgrims und Riskin’ It All mit ihrer klaren Riff-Rock-Kante zu kopieren, der grundsätzliche Ansatz ist aber ein ähnlicher.

Alle bewährten Ingredienzien von D-A-D wurden penibel ausgewogen zusammengeführt: Da sind die Riff- und Twang-Gitarren von Jacob Binzer in partytauglichen Mitsing-Nummern wie ›No Doubt About It‹ oder ›Happy Days In Hell‹, das mit selbstironischen Loser-Weisheiten erhellt, denn Bruder Jesper weiß: »Was dich nicht umbringt, macht dich interessant.« Das bollernde ›Burning Star‹ wurde unlängst als erste Single ausgekoppelt. ›Musical Chairs‹ ist eine kernige Riff-Rock’n’Roll-Abfahrt. Der mit Billy-Gibbons-Knarz-Blues-Riff verzierte Titelsong hat mit seinen dezenten Hintergrundchören beinahe etwas Andächtiges — bis sich Jesper Binzer inbrünstig in den Refrain hineinbrüllt und Jacob mit famosem Solo brilliert. Einzig ›A Drug For The Heart‹ fällt als Ballade mit etwas fadem Refrain aus dem Energieschema der insgesamt elf Lieder. Ein ausgezeichnetes, ausgesprochen klassisch anmutendes D-A-D-Album, das bedenkenlos in Endlosschleife gestellt werden kann: Es wird immer besser.

(8.5/10)
TEXT: AGI RASCHKA

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