Black Swan

Shake The World

Frontiers
VÖ: 2020

Magisches Schwanenballett

Bei allem Respekt vor Michael Schenker und seinen Platten der letzten Jahre, an denen zumindest punktuell auch Robin McAuley mitwirkte: Nichts seit dem Ende der McAuley Schenker Group in den frühen Neunzigern deutete auch nur entfernt darauf hin, seinen einstigen Sänger jemals wieder in dermaßen guter Hardrock-Verfassung hören zu können wie nun auf Shake The World. Ermöglicht hat ihm dies der einstige Dokken- und heutige Foreigner-Bassist Jeff Pilson, der so viel Herz und Leidenschaft in eine ursprüngliche Auftragsarbeit steckte, dass am Ende eine der stärksten und vitalsten Genre-Produktionen der letzten Jahre daraus entstand, der man tatsächlich souveränen Bandcharakter zugestehen muss. Als Gitarrist steht ihnen mit Reb Beach ein weiteres Szene-Urgestein zur Seite, den man inzwischen wohl mehr mit seiner Saitenarbeit für Whitesnake assoziiert als mit seinem Ursprung in Winger und dem kurzen Zwischenstopp Ende der Neunziger bei Dokken — dabei sind es gerade diese beiden Bands des amerikanischen Gitarrenhelden-Hardrock, die Black Swan (selbstredend neben der späten McAuley Schenker Group) die meiste Würze verpassen. Nicht weil sie es unbedingt darauf angelegt hätten, sondern weil es ihnen als Musiker einfach entspricht. Man höre nur den treibenden Titelsong, der in Pilsons vorzüglicher Tiefenproduktion erblüht. Das bedrohlich-wogende ›Immortal Souls‹ mit seinem genialen Bass und dem Wonne-Schlagzeug von Matt Starr (Mr. Big), das im Refrain ein zweites Leben zu entwickeln scheint. Die harte Winger-Reverenz ›Johnny Came Marching‹. Oder ›Sacred Place‹, das in frischem Sound die Hochzeit der McAuley Schenker Group aufleben lässt. Herausragend.

(8.5/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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