Annihilator

Ballistic, Sadistic

Silver Lining
VÖ: 2020

Albumgewordene Spielfreude

Viel hat sich in den letzten Jahren im Leben von Jeff Waters getan. Der Liebe wegen zog er aus dem heimatlichen Kanada nach Europa um — und baute im Norden Englands seine Watersound Studios neu auf. Hier entstand Ballistic, Sadistic: Ein strukturell und spielerisch außerordentlich keckes Annihilator-Werk mit tollen verschachtelten Riff-Parts und melodischen Soli, die merklich auf Tuchfühlung mit den Platten der ersten beiden Klassiker-Phasen gehen, die zwischen 1989 und 1990 Alice In Hell und Never Neverland sowie King Of The Kill und Refresh The Demon hervorbrachten, auf denen Waters 1994 und 1996 erstmalig auch als Sänger in Erscheinung trat.

Seither sind Annihilator immer mehr zu einer Solo-Veranstaltung geworden, in welcher der heute 53-Jährige nicht nur das Songwriting, sondern auch das Einspielen aller Saiteninstrumente sowie die Programmierung des Schlagzeugs übernahm. Beim Schreiben der Musik des letzten Albums For The Demented ließ er sich dann immerhin von Bassist Rich Hinks unter die Arme greifen — und bat nun auch Drummer Fabio Alessandrini als Kritikinstanz hinzu. Mit belebender Wirkung: In Ballistic, Sadistic ist ein unerwartet inspiriertes Annihilator-Album entstanden, das das wendungsreiche Kraft-Riffing mit melodischer Finesse verzahnt. Die hörbare Spiellust und die wohl beste Gesangsleistung, die Waters je auf einem Album ablieferte, heben Ballistic, Sadistic endgültig als Highlight der Band-Diskografie heraus.

(9/10)

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