The Allman Brothers Band

The Allman Brothers Band (1969)

1969 entsteht der beste Einstand einer amerikanischen Bluesrock-Band überhaupt: Das Debüt der Allman Brothers Band ist durchtränkt von Soul, durchzogen von messerscharfen Gitarrenimprovisationen und jammernder Hammond — und mit einer Spielfreude, die keine Grenzen kennt.

TEXT: DANIEL BÖHM

Eigentlich ist Slide-Gitarrist Duane Allman ist kurz davor, ein Power-Trio zu formieren. Die Mannschaft jedoch, die über eine hitzige Jamsession zueinander findet, ist personell doppelt so stark: Bassist Berry Oakley brachte kurzerhand seinen Kollegen und Gitarristen Dickey Betts mit undi n Jai Johanny „Jaimoe“ Johanson und Butch Trucks kamen nach dem Vorbild James Brown gleich zwei Schlagzeuger hinzu.

Jaimoe ist ein leidenschaftlicher Jazzer und überdies ein Schwarzer — keine zwölf Monate nach dem Mord an Martin Luther King und den schwer überwindbaren Rassenkonflikten hätte dieser bunte Haufen freakiger Hippies in den Südstaaten der USA kaum stärker Aufsehen erregen können.



Gregg Allmans ein Jahr älterer Bruder Duane brachte die Musiker zusammen, nachdem er sich als Slide- und Session-Gitarrist für Wilson Pickett, Aretha Franklin oder Clarence Carter einen Namen gemacht hatte. Gemeinsam mit dem zweiten Gitarristen Dickey Betts schreibt der leidenschaftliche Musiker und Visionär das Regelbuch der Rockgitarre neu: Sie geben einen Dreck auf die traditionelle Arbeitsaufteilung in Rhythmus- und Lead-Aufgaben und orientieren sich am Jazz.



Es entsteht das wohl beste Debüt einer amerikanischen Bluesrock-Band überhaupt: durchtränkt von Soul, durchzogen von messerscharfen Gitarrenimprovisationen und jammernder Hammond, zuweilen moderat psychedelisch und mit einer Spielfreude, die keine Grenzen kennt.

Geschmeidig geht die Interpretation des Instrumentals ›Don’t Want You No More‹ von Spencer Davis in Greggs ergreifenden Blues ›It’s Not My Cross To Bear‹ über, verspielt tänzelt ›Black Hearted Woman‹.

Dann macht sich die Formation ›Trouble No More‹ von Muddy Waters zu eigen und trumpft auf im melancholischen ›Dreams‹, worin der Sänger, seine Orgel und die Gitarren um die Wette weinen.

Schließlich der finale Paukenschlag ›Whippin Post‹, das einen in Stücke reißt und dessen Text die legendäre Klage enthält: »Guter Gott, mir ist, als würd ich sterben.«


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