Wie man einen Band-Sound kontinuierlich weiterentwickelt, ohne die Wurzeln gänzlich zu kappen, demonstrieren Amorphis bereits seit über drei Jahrzehnten meisterlich. 1990 als (melodische) Death Metal-Combo gestartet, haben sich die Finnen sukzessive in den Progressive-Sektor vorgearbeitet — ihre Stellung als eine der originellsten und eigenständigsten Metal-Formationen unserer Zeit verteidigen sie auf ihrem vierzehnten Studiowerk mehr als souverän.
Auch auf Halo lassen Amorphis ihrer ausgeprägten Schwäche für nordisch-wehmütige Melodien freien Lauf. Dabei gehen sie aber so kontrastreich zu Werke wie selten, was sich beispielhaft am eröffnenden ›Northwards‹ zeigt: Mit faszinierender Selbstverständlichkeit und stets songdienlich bringt die Band streicherunterstütztes Klavier, rhythmisches Metal-Riffing, Growling, einen klar gesungenen Breitwandrefrain sowie ein Orgelsolo mit Siebziger-Prog-Geschmacksnoten in einem pfiffigen wie einprägsamen Arrangement unter.
Den Bombast-Faktor haben sie weiter gedrosselt — und setzen ihre bereits von Under The Red Clouds (2015) zu Queen Of Time (2018) in Gang gesetzte Entwicklung weiter fort. Halo ist wie eine Reise durch die nordische Wildnis und offenbart mit jedem Durchlauf neue, faszinierende Details.