AB/CD

Back'n'Attack

Brynolf
VÖ: 2023

Verneigung mit Humor und Herz

Mit einem weiteren Album von AB/CD hat wohl niemand mehr ernsthaft gerechnet — immerhin datiert das letzte Lebenszeichen der Schweden aus dem Jahr 1995. Victim Of Rock hieß 1987 ihre erste EP, die sie in kleiner Auflage pressten. Und die ihrem Spaßprojekt eine erstaunliche Eigendynamik gab, die in einem Major-Deal und manch juristischem Ärger gipfelte: Ihre witzigen, auf der zweiten Platte Cut The Crap (1995) zuweilen satirisch-bissigen Texte über alle möglichen Sternchen der Pop- und Rockwelt kamen nicht überall gut an — ›Rock’n’Rolex‹ (ein Song über Yngwie Malmsteen) war dabei weniger problematisch als ›Mikey’s Butt‹ (Michael Jackson).

Musikalisch sind sich AB/CD gottlob treu geblieben und formen aus den charakteristischen Wesenszügen von AC/DC eigene Lieder, die zwischen refrainstarkem Party-Hardrock, Rhino Bucket und den besten Elementen der stärksten Phasen von AC/DC ordentlich die Laune heben.

Wobei man tunlichst vermeiden sollte, AB/CD als Parodie oder als Tribute-Band zu begreifen. Was sie tun, ist vielmehr eine humorvolle und überaus herzliche Verneigung vor der besten Band der Welt — umgesetzt mit Liebe, Respekt und vor allem Freude an der Musik von AC/DC mit all ihren markanten Details.

Back’n’Attack ist das dritte Album der Gitarristen Bengus (Bengt Ljungberger) und Nalcolm (Nalle Påhlsson, spielt auch bei Treat) und Bassist Clim (Jim Gustafsson), die sich heute mit — bitte festhalten — Rude Fill (Johan Kullberg) am Schlagzeug verstärken und als Nachfolger von Mats Léven (heute bei Vandenberg) gleich mehrere Batschkappträger und Sangesbarden für die Rolle des Braijan eingesammelt haben.

Originalstimme Micke Hujanen ist in ›Caveman Brain‹, dem gloriosen ›Slippin’ On The Rocks‹ wie auch im pikanten ›Meat Rocket‹ zu hören, während ›21 Gun Salute‹ der chilenische Jonno-Imitator Ivan Gac raspelt: ein Song, der bis in den Text hinein Versatzstücke von AC/DC-Titeln und musikalisch ›T.N.T‹, ›Thunderstruck‹ und ›Hard As A Rock‹ miteinander verzwirbelt.

Eigentlicher Sänger aber ist nun Pontus Snibb von Bonafide, der Highlights wie ›Grab The Bull By The Balls‹, ›My Way To Hell‹, ›Halfway‹ und ›The Neighbour Of The Beast‹ zu krönen versteht. Dass sie sich ihren Humor bewahrt haben, ist nicht nur im Refrain dieser nachbarschaftlichen Nummer allgegenwärtig („…6-6-7 – the neighbour of the beast…“).

Auch den alten Running-Gag, nahezu jeden Song mit einem gekrähten „Fire!“ und mindestens einem zünftigen Kanonenschlag enden zu lassen, ziehen die Riff-Rocker auf Back’n’Attack durch. Ein großer Spaß!

(8/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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