ZZ Top

Antenna (1994)

Feuerrot und kurvenreich krachten ZZ Top in den frühen Achtzigern ins Bewusstsein eines Massenpublikums: Mithilfe ihrer Videos und eines plötzlich von Synthesizern geprägten Sounds katapultierten sie ihren Blues- und Boogie-Rock in neue Sphären. Doch dann plagte die Texaner das große Heimweh.

TEXT: DANIEL BÖHM

Sieben Jahre nach Eliminator plagte ZZ Top das große Heimweh. Mit ›Doubleback‹ bereicherten die Texaner den Soundtrack des letzten Teils der Film-Trilogie Zurück in die Zukunft — passenderweise tönte ihr eigenes Album Recycler exakt wie die Rahmenhandlung des Blockbusters: ZZ Top reisten in die Siebziger und ließen sich an ihre Wurzeln erinnern; zum Musizieren aber kehrten sie in die Gegenwart des Jahres 1990 zurück, wobei sie Synthesizer und Keyboards farbgebend einsetzten und die groovenden Boogie-Ideen und knarzenden Gitarren von Billy Gibbons unterstützen.



Recycler war lediglich der Anfang. Für schlanke 30 Millionen Dollar wechselten ZZ Top vier Jahre darauf die Plattenfirma und ließen ihrem Drang zur musikalischen Reduktion freien Lauf. Im Studio arbeitete Gibbons nach der Maxime, keine Overdubs zu verwenden und seine Gitarre live, naturverdreckt und möglichst ursprünglich und schroff zu belassen, sein Spiel sollte sich in einem lebendigen Fluss entwickeln.

Und das tut es: So aufregend wie auf Antenna klang der Meister der knorrigen Fuzz-Grooves zuletzt auf Tres Hombres. Im Gegensatz zu Recycler entfaltet sich sein knarzendes und fiepsendes Blues-Vokabular völlig frei im Zentrum des Geschehens — ohne dass Synthesizerwellen sofort den Raum zufluten. Kräftig produziert ist Antenna aber trotzdem, das in ›Pincushion‹, ›Girl In A T-Shirt‹ und dem traumhaften ›Breakaway‹ Hits abwirft.


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