Amorphis
Atomic Fire
VÖ: 2023
Die Zeit, in der Konzertmitschnitte aus pandemiebedingt leeren Hallen veröffentlicht wurden, scheint lange wieder vorbei zu sein — nur Amorphis ließen sich mit der Bearbeitung ihres Materials offensichtlich etwas mehr Zeit. Bereits 2021 bauten die Finnen ihre Bühnenproduktion im Club Tavastia in Helsinki auf und gaben ihr seinerzeit aktuelles Album "Queen Of Time" (2018) in Gänze wieder.
Lalu
Frontiers
VÖ: 2023
So ganz entscheiden, ob sie nun einen modernen Prog-Sound pflegen oder doch lieber den großen Vorbildern aus den Siebzigern huldigen sollen, können sich Lalu auch auf ihrem vierten Album nicht. Dafür belegt der französische Filmmusikkomponist Vivien Lalu, dass seine Band auch ohne namhafte Gäste prima auskommt.
High Spirits
High Roller
VÖ: 2023
Die latente Melancholie, die sich durch weite Teile ihres letzten Albums "Hard To Stop" (2020) zog, ist verschwunden. Stattdessen regiert auf dem nunmehr fünften Werk des amerikanischen Ein-Mann-Projekts mit dem großen Faible für den melodischen Teil der NWoBHM ein beschwingtes Gefühl.
AB/CD
Brynolf
VÖ: 2023
Mit einem weiteren Album von AB/CD hat wohl niemand mehr ernsthaft gerechnet — immerhin datiert das letzte Lebenszeichen der Schweden aus dem Jahr 1995. Musikalisch sind sich die Schweden auf "Back'n'Attack" gottlob treu geblieben.
Eclipse
Frontiers
VÖ: 2023
Zugegeben, die kritischen Stimmen, die Eclipse zu berechenbare Alben und musikalische Stagnation vorwerfen, scheinen lauter zu werden. Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Ja, die Schweden liefern auf "Megalomanium" durch die Bank routiniertes, selbstsicheres und auch geschliffenes Material ab, doch das muss alles kein Fehler sein.
Alice Cooper
EAR Music
VÖ: 2023
Wandlungsfähigkeit war schon immer eine große Stärke Alice Coopers, die ihm über fünf Jahrzehnte hinweg die künstlerische Relevanz sicherte. Zahllose Male hat er sich neu erfunden und sich musikalisch seiner Umgebung angepasst, ohne dass er jemals damit aufgehört hätte, Alice Cooper zu sein. Mit "Road" verhält es sich nicht anders.
Laurence Jones
Marshall
VÖ: 2023
Der britische Gitarrist, Sänger, Gary Moore- und Jimi Hendrix-Fan Laurence Jones kehrt mit Bad Luck & The Blues nach eigenen Worten zurück zu seinen musikalischen Wurzeln im Power-Trio-Format. Zusammen mit Bassist Alexander Timmis und Schlagzeuger Ash Sheehan gibt er ordentlich Zunder.
Subsignal
Gentle Art Of Music
VÖ: 2023
Vier Jahre lang haben Subsignal an ihrem sechsten Studio-Album gebastelt. Das Ergebnis ist entsprechend gereift und kann als Gegenstück zum Vorgänger "La Muerta" angesehen werden. Nicht, dass die Prog-Rocker je einen ungeschliffenen Schnellschuss veröffentlicht hätten, aber so homogen haben Subsignal ihre Mischung aus melancholischen Melodien mit einem Hauch AOR und den metallischen Wurzeln von einst noch nie hinbekommen.
KK's Priest
Napalm
VÖ: 2023
Während die früheren Kollegen von Judas Priest ohne ihn mit dem kraftstrotzenden Firepower bewiesen haben, dass sie nach wie vor voll im Saft stehen, wirkt das zweite Downing-Werk The Sinner Rides Again bemüht, konstruiert und vor allem: erschreckend beliebig.
Black Stone Cherry
Mascot
VÖ: 2023
Sich auf leisen Sohlen anzupirschen ist nicht ihr Ding, Black Stone Cherry fallen auf "Screamin’ At The Sky" gerne mit der Tür ins Haus. Dass die Stücke ihres achten Studio-Albums vorrangig auf der letztjährigen Tour entstanden, öffnete den prächtig aufeinander eingespielten Musikern einen Raum, im dem massive Southern-Rock-Riffs und umherflirrende Groove-Rock-Elemente eine mitreißende Allianz eingingen.
Trevor Rabin
InsideOut
VÖ: 2023
Nach drei tollen, aber völlig verkannten Melodic-Rock-Alben gelangte Trevor Rabin zur Yes-Mitgliedschaft der "90125"-Phase und machte sich hernach einen Namen als Filmmusik-Komponist. Lässt man das rein instrumentale "Jacaranda" (2012) außer Acht, ist Rio sein erstes Lebenszeichen seit dem exzellenten "Can’t Look Away" (1989).
Kvelertak
Rise Records
VÖ: 2023
Als Kvelertak 2010 mit ihrem selbstbetitelten Debüt auf der Bildfläche erschienen, trafen sie mit ihrer aparten Mischung aus Black Metal, Classic Rock und Punk’n’Roll einen Nerv, der sie einige Jahre später ins Vorprogramm von Metallica brachte. Endling ist das fünfte Album der Formation und das zweite mit Sänger Ivar Nicolaisen, der 2018 Erlend Hjelvik ersetzte.
Haide Manns
VÖ: 2022
Haide Manns ist Historikerin. Und sie singt den Blues. Da lag der Gedanke vielleicht nicht so fern, auch mal ein Buch über die Rolle der Frau in der Geschichte des Mutter-Genres der Pop- und Rockmusik zu schreiben.
Royal Blood
Warner
VÖ: 2023
Royal Blood als die britische Antwort auf die Black Keys zu bezeichnen, wäre zu viel der Ehre. Dazu fehlt der bluesige Ansatz, denn das Duo aus Worthing wildert auf seinen Alben immer mal wieder in allen Bereichen, die ihm in den Sinn kommen.
Extreme
EAR Music
VÖ: 2023
Klang das 2008 erschienene Comeback-Werk "Saudades De Rock" danach, als trennten es nicht 13, sondern allenfalls drei Jahre von dem 1995 mit "Waiting For The Punchline" geschlagenen Pausengong, dürften sich nun tatsächlich nicht wenige verdattert die Frage stellen, wie viele Zwischenschritte auf dem Weg zu "Six" sie bei Extreme womöglich verpasst haben.
Friederike Wipfler, Julia Schweinberger, Lennart Bedford-Strohm, Anne Brier
BR Fernsehen/ARD Mediathek
VÖ: 2023
Der etwas effektheischende Titel und der zuweilen raunende Ton dieser dreiteiligen investigativen Recherche sollte nicht abschrecken: "Dirty Little Secrets" bietet einen überaus spannenden Blick hinter die Kulissen der heutigen Musikindustrie.
Wytch Hazel
Bad Omen
VÖ: 2023
Das Quartett aus Lancaster muten an wie aus der Zeit gefallen. Und es bleibt seiner Linie treu: Auch auf "IV: Sacrament" zelebrieren Wytch Hazel ihren mit Folkschlieren durchzogenen Hardrock enthusiastisch, ignorieren konsequent das Treiben um sie herum und klingen genau dadurch so authentisch.
Wadada Leo Smith
Kabell/Bandcamp
VÖ: 2023
Auf seine alten Tage will es Wadada Leo Smith noch einmal so richtig wissen. Mit 81 Jahren hat der Trompeter ein fettes Electric-Jazz-Album gestrickt, das Miles Davis’ Meilenstein "Agharta" (1975) nicht nachbaut, sondern unter den studiotechnischen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts in unsere Zeit transformiert.
The Defiants
Frontiers
VÖ: 2023
Auch wenn sie sich anders nennen: Im Grunde sind The Defiants die Fortführung der Neunziger-Inkarnation von Danger Danger mit Paul Laine. Und so besticht nach zwei fantastischen Vorgängerplatten auch "Drive" mit melodischem Hardrock der profilstarken Extraklasse.
Ben Harper
Chrysalis
VÖ: 2023
Über die Jahre hinweg ist Ben Harper zu einer herausragenden Figur der amerikanischen Roots-Musik gewachsen. Auf "Bloodline Maintenance" (2021) spielt er zuletzt mit dem Soul und Funk der Siebziger und befasste sich inhaltlich mit seiner Familiengeschichte. Nun folgt in "Wide Open Light" ein umso weniger geschliffenes Album.
All For Metal
AFM
VÖ: 2023
Als gemeinsamen Faszinationspunkt haben Tim "Tetzel" Schmidt (Asenblut) und Antonio Calanna (DeVicious) die Energie eines Manowar-Konzerts ausgemacht. Mit denen haben All For Metal vor allem Klischeetexte gemein, orientieren sich ansonsten aber eher an der aktuell beliebten Sparte des melodischen Kostüm-Metal.

DAS AKTUELLE HEFT

Cover von ROCKS Nr. 100 (03/2024).