Bereits 2004 wurde das All-Star-Trio Man Raze um Def-Leppard-Klampfer Phil Collen aus der Taufe gehoben. Neben ihm sind Simon Laffy, Basser von Collens Prä-Leppard-Combo Girl (zu der auch L.A.-Guns-Sänger Phil Lewis gehörte) und Ex-Sex-Pistols-Drummer Paul Cook Teil der Band, die in Gestalt von Surreal ihr mit Spannung erwartetes Debüt auf den Markt bringt. Auf Cooks Punk-Einflüsse beruft sich lediglich der krachige Einsteiger ›This Is‹. Die mit Ska- und Reggae-Elementen kokettierenden Nummern ›Running Me Up‹ und ›Can’t Find My Own Way‹ erinnern hingegen leicht an The Police.
Ansonsten weist das Gros der Songs vor allem eine kräftige Leppard-Schlagseite auf. Das fängt schon beim Gesang an. »Phils Stimme bei diesem Stück klingt mehr nach Rod Stewart als Rod Stewart selbst«, äußerte sich Joe Elliott zur Interpretation von ›Stay With Me‹ (The Faces) auf der 2005er Def-Lep-Coverplatte Yeah! Offensichtlich ist Collen ein begabter Stimmimitator, denn auf Surreal tönt er über weite Strecken verblüffend wie sein alter Bandkumpel Elliott, in dessen Studio-Gehege in Dublin die Platte zum Teil aufgenommen wurde. Die Melodien und die vielstimmigen Vocal-Arrangements in den voluminösen Refrains tun ein Übriges. Stücke wie ›Every Second Of Every Day‹, die bereits 2005 veröffentlichte erste Single ›Skin Crawl‹, ›Shadow Man‹ und ›Low‹ (mit Collens bester Elliott-Gedächtnisperformance) hätten auch auf den poppig-modernen Leoparden-Rundlingen Euphoria und X zu finden sein können.
Auch wenn sich unter die zwölf Songs ein paar Belanglosigkeiten wie ›Spinning Out‹ oder ›It’s Entertainment‹ gemogelt haben, ist Surreal ein zumindest gutes Rockalbum geworden, das die gehegten Hoffnungen nicht enttäuscht. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich Man Raze weiterentwickeln und wie die bereits in Arbeit befindliche zweite Scheibe ausfällt, die sich laut Collen »völlig von Def Leppard unterscheiden« soll.