Hoelderlin

Live At Rockpalast 2005

MIG
VÖ: 2021

Schwebebahn zum Ausdruckstanz

Zum Krautrock hätten sie sich nur im allerweitesten Sinn gezählt, bekräftigt Bassist Hans Bäär im Interview auf der DVD. Bäär, neben Schlagzeuger Michael Bruchmann einst Mitglied der erfolgreichen Hoelderlin-Formation der siebziger Jahre, verortet die 1970 in Wuppertal gegründete Gruppe eher in der theatralischen Artrock-Ecke. Die Liedermacherszene und Bands wie Genesis hätten sie damals interessiert und inspiriert. 1982 aufgelöst, formierten sich die Musiker 2005 noch einmal neu — ihr Rockpalast-Auftritt vom 20. Dezember jenes Jahres in der Harmonie in Bonn ist hier in Ton und Bild dokumentiert.

Nachdem Stamm-Geiger Christoph Noppeney kurz vor dem Auftritt überraschend seine Mitwirkung abgesagt hatte, teilten die Veteranen Bäär und Bruchmann die Bühne mit Markus Winstroer (Violine), Dirk Schilling (Gitarre), Andreas Hirschmann (Keyboards) und Sängerin Ann-Yi Eötvös. Die nun mehrheitlich neue Truppe ohne Bindung an die Vergangenheit spielte vor allem Klassiker der Band wie ›Traumstadt‹, ›Schwebebahn‹ und ›Sun Ray‹ — und diese teilweise in vorsichtig modernisiertem Gewand.

Programmierte elektronische Klangeffekte und Beats aus dem Rechner verschieben die Anmutung der Musik stellenweise in Richtung Trance und Ambient, was aber dem eindringlichen, meditativ-repetitiven Charakter der meisten Stücke durchaus gut zu Gesicht steht und auch Ausdruckstänzer der alten Schule beflügeln könnte.

Mag dies Puristen verstören, so dürften sie mit dem ein-, aber nicht aufdringlichen Geigenspiel von Markus Winstroer und der ruhigen, sanft beschwörenden Stimme von Ann-Yi Eötvös (die allerdings phasenweise unsicher wirkt) versöhnt werden.

Keine Wertung

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