Lemmy Kilmister hielt mit seiner Vorliebe für Rock’n’Roll- und Rhythm’n’Blues-Klänge der fünfziger und sechziger Jahre nie hinterm Berg. Für Motörhead-Platten transponierte der 2015 verstorbene Sänger und Bassist zunächst die Vorgaben seiner Helden in eine krawalligere Variante, ehe er Ende der Neunziger gemeinsam mit Stray Cats-Schlagzeuger Slim Jim Phantom und Gitarrist Danny B Harvey (The Rockats) zur ursprünglichen Rock’n’Roll-Darreichungsform überging. Die drei Musiker waren sich bei den Aufnahmen eines Swing Cats-Albums (A Special Tribute To Elvis, 2000) über den Weg gelaufen, woraus sich eine Freundschaft entwickelte. Über die Jahre hinweg standen sie unzählige Male gemeinsam auf der Bühne und spielten drei Studio-Alben ein.
Das letzte davon, das ursprünglich 2011 veröffentlichte Walk The Walk… Talk The Talk, wartet neben Großtaten von Gene Vincent (›Say Mama‹), Chuck Berry (›Let It Rock‹), Robert Johnson (›Crossroads‹) und den Beatles (›You Can’t Do That‹) mit den HeadCat-Songs ›American Beat‹ und ›The Eagle Flies On Friday‹ auf, die das Trio eigens für seine gemeinsame Platte komponiert hatte und die sich nahtlos in den erprobten Klangreigen einfügen. Waren Lemmy, Slim Jim & Danny B (2000) respektive das inhaltlich nahezu identische Fool’s Paradise (2006) weitgehend auf Akustikgitarre, Mundharmonika und Honky-Tonk-Klavier ausgerichtet, so setzten HeadCat bei Walk The Walk… Talk The Talk auf die Wucht elektrisch verstärkter Instrumente — ›American Beat‹ liegt folglich gar nicht mehr weit von rock’n’rolligen Motörhead-Stücken entfernt. Die Neuauflage der Scheibe kommt mit informativen Liner-Notes, zusätzliches Songmaterial sucht man indes vergebens.
Die beiden Live-Alben Dreamcatcher – Live At Viejas Casino und Live In Berlin! beinhalten hingegen bis dato unveröffentlichte Konzertmitschnitte, die das Trio in blendender Verfassung zeigen. Allen voran die Aufnahmen aus dem Berliner Club Huxleys im Oktober 2011 zeugen von der Spielfreude, die Lemmy und seine Schergen damals an den Tag legten. Die dreieinhalb Jahre zuvor im kalifornischen Alpine aufgezeichnete Show, die Dreamcatcher – Live At Viejas Casino offeriert, kann da nicht ganz mithalten: Der ungleich dumpfere Sound und die kaum wahrnehmbaren Reaktionen des Publikums schmälern das Vergnügen etwas. Für Kilmister-Anhänger sind beide, ebenfalls mit lesenswerten Liner-Notes ausgestatteten Live-Alben essenziell.
Walk The Walk… Talk The Talk: 8
Beide Live-Alben: —