Dirty Knobs

Wreckless Abandon

BMG
VÖ: 2020

Weggefährte im Heilungsprozess

Mike Campbell werde bis zum Ende in seiner Band spielen, hatte Tom Petty einst vorausgesagt — sein Tod 2017 hat die fruchtbare, knapp fünf Jahrzehnte währende Partnerschaft jäh beendet. Seine Wurzeln kann und muss der sträflich unterbewertete Gitarrist nicht verleugnen: Auf ihrem Album-Debüt klingen seine schon seit 15 Jahren aktiven Dirty Knobs zwar jederzeit eine Spur kantiger und robuster, lassen aber in den live-erprobten Southern-Rockern ›Loaded Gun‹ oder ›Don’t Wait‹ den unnachahmlichen Petty-Spirit in jeder flüssigen Note aufleben.

Die Arbeit an Wreckless Abandon sei für ihn primär Teil eines Heilungsprozesses und Gelegenheit zur Neuorientierung gewesen, sagt Campbell. Beides lässt sich nachvollziehen. Der Titelsong wie das flotte ›Southern Boy‹ könnte man sich auch gut von den Georgia Satellites vorstellen, ›Aw Honey‹ oder das Country-eingefärbte ›Irish Girl‹ orientieren sich dezent am Rock’n’Roll-Sound der sechziger Jahre, ›Sugar‹ schlingert und knarzt wie Neil Young in seinen besten Zeiten und offenbart zwischen den Zeilen auch den schlitzohrigen Humor des 70-Jährigen. Und schließlich versetzt der Talkin’ Blues ›Don’t Knock The Boogie‹ den Hörer mit hypnotisch-verzerrtem ZZ Top-Riff in eine schummrige Blues-Kneipe im tiefsten Texas.

(8.5/10)
TEXT: MARKUS BARO

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