Alice Cooper

Killer (1971)

1971 nahm die Karriere von Alice Cooper unaufhaltsam Fahrt auf: Killer ist die zweite LP der Combo um Vincent Damon Furnier innerhalb eines Jahres, die mit ihrem theatralisch inszenierten Mix aus frühem Hardrock und derbem Detroit-Rock’n’Roll allerhand Tabus brach.

1971 war ein entscheidendes Jahr in der Geschichte von Alice Cooper. Sechs Monate lang war Produzent Bob Ezrin damit beschäftigt gewesen, die eigensinnige Show-Truppe zu zähmen und in die Disziplin des effizienten Songwritings einzuweisen.

Vieles von dem, was später vor allem Killer und School’s Out (1972) musikalisch auszeichnen wird, war in den Anlagen bereits auf Pretties For You (1970) herauszuhören — ihrer zweiten und letzten Avantgarde-LP für das Zappa-Label Straight Records.

Erst auf Love It To Death (1971) gelang der Band um Frontmann Vincent Damon Furnier, dem fabulösen Gitarrendoppel Michael Bruce und Glen Buxton sowie Bassist Dennis Dunaway und Schlagzeuger Neal Smith ein kompaktes wie profilstarkes Album, das mit hartem amerikanischen Rock’n’Roll in der Gefolgschaft der Rolling Stones, MC5, den Doors und The Who und nicht zuletzt wegen der Teenager-Hymne ›I’m Eighteen‹ durch die Decke ging.



Die Monate nach der Veröffentlichung im März 1971 war die Gruppe dann auf Tournee, auf der sie ihre theatralische Bühnenshow ausbaute. Noch unterwegs bereitete sie den nächsten Studiogang vor, der bereits im November das brachiale Killer hervorbrachte.

Der Proto-Sleazerocker ›Under My Wheels‹ und das gemein gekrähte ›Yeah, Yeah, Yeah‹ vermischen frühen britischen Glam-Rock mit derbem Detroit-Rock’n’Roll (in beiden Stücken spielt Rick Derringer von den McCoys die Gitarre); das aufgeregte ›You Drive Me Nervous‹ ist nicht zuletzt wegen der prägnant aufblitzenden Harmonieläufe der Gitarren bis heute ein riesiger Live-Spaß geblieben. Lässig-humorvoller Riff-Rock schallt einem aus ›Be My Lover‹ entgegen — ein weiterer Hit für den Coop und seine Gang.



Weitere Highlights sind das proggig-komplexe ›Halo Of Flies‹ und das dramaturgisch extra für die Bühne ausgearbeitete Titelstück über sieben Minuten mit viel Raum für Theater und Solo-Eskapaden in prachtvoller Allmans-Manier.

Der Vinylplatte lag seinerzeit ein Wandkalender bei, auf dem der Sänger an einem Galgen baumelt — ein Schock-Rock-Szenario, das fortan den Höhepunkt der Konzerte bilden sollte. In diesem Umfeld konnte ›Dead Babies‹ nur als morbid fehlverstanden werden: Dieses versiert arrangierte Rock-Drama, dem Dunaway mit einer prägnanten Basslinie seinen Stempel aufdrückt, ist eigentlich ein Statement gegen die Vernachlässigung von Kindern.

Die Plattenhülle von Killer ziert Coopers erste Bühnenschlange Kachina.


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