»Grand Funk Railroad war die erste Gruppe, die ich live gesehen habe«, erinnert sich das ehemalige Helloween-Mitglied mit sichtlichem Vergnügen. »Das war 1974 in Hamburg. Die Band kann man schwer beschreiben; man muss den mächtigen Sound, der mit der Wucht einer Dampfwalze über die Zuhörer kam, selbst erlebt haben. Und das von nur drei Mann! Das war so intensiv, dass ich hinterher völlig platt war.«
»Kennengelernt habe ich die Band durch meinen älteren Bruder. Der hatte die „Rote“ laufen«, das einfach Grand Funk betitelte Zweitwerk. »Obwohl ich die Musik mit Sicherheit nicht verstanden habe, hat mich die gewaltige Power sofort umgehauen. Das Live-Album ist unglaublich heavy, gleichzeitig fasziniert mich die Klarheit der einzelnen Instrumente. Das ist für mich heute noch ein Meilenstein harter Musik, wie auch die Band sich als die ultimativen Rockstars präsentierte. Eine spartanische Bühne mit einer Reihe Marshall-Boxen, Mark Farner mit der Gitarre im Anschlag und die langen Haare im Gesicht — das war schon richtig cool. Farner war eh am imposantesten, da er ein wenig wie ein Indianer ausschaute. Dass er in Wirklichkeit sehr klein ist, hat mich fast geschockt. Ja, das war schon die perfekte Rock’n’Roll-Illusion.«
»Wegen ihm habe ich angefangen, Gitarre zu spielen! Ich habe versucht, seine Riffs und Soli zu kopieren, hatte sogar eine Grand-Funk-Coverband, die in kleinen Clubs spielte.
Sie waren auch ein gutes Beispiel für die große Rolle, die Manager und Plattenfirmen im Musikbusiness spielen. Peter Grant hat Led Zeppelin nach oben geboxt, und das Gleiche hat Terry Knight für Grand Funk getan. Nur hat er sie anschließend beinahe ruiniert: Er hat sie erst abgezockt und dann verklagt. Um welche Summen es damals ging — unglaublich. Ich habe gelesen, sie hätten fünfundzwanzig Millionen Dollar verloren, weil sie einen Vertrag angefochten haben, der einige Wochen später sowieso ausgelaufen wäre. Ob das stimmt? Hey, das waren die Siebziger, da war alles möglich.
In Zeitschriften stand immer nur, Grand Funk wären untalentiert, könnten nur Lärm fabrizieren, und alle ihre LPs würden gleich klingen. Das habe ich nie verstanden. Ich fand die Platten sehr musikalisch, schon die erste, die lauter Klassiker wie ›Time Machine‹, ›Into The Sun‹ oder ›Heartbreker‹ enthält. Die Band hat sich auf jedem Album weiterentwickelt, beispielsweise Soul- und Motown-Einflüsse auf All The Girls In The World Beware verarbeitet. Sie konnten gar nicht zu den allerbesten Komponisten heranreifen: Man darf nicht vergessen, dass sie zwei Alben pro Jahr abliefern mussten.«
»Und da war auch schon mal ein schwächeres dabei. Survival hat keinen geraden Beat und mutet mit den vielen Frauengesängen etwas seltsam an. Aber ich höre die Platte sehr gerne, weil die Gitarre einfach nur geil klingt. Good Singin’, Good Playin’ ist trotz der Zappa-Produktion recht mau geraten, und auf Phoenix gefällt mir auch nur ›Rock’n’Roll Soul‹. Born To Die fand ich zwar in Ordnung, aber die Idee mit den Särgen war geschmacklos. Einzig zu What’s Funk will mir nichts Positives einfallen.
Meine Favoriten sind die Rote wegen ihres rohen Sounds. We’re An American Band mit dem geilen Gold-Cover enthält ihre besten Stücke wie den Titelsong, ›The Railroad‹ und ›Loneliest Rider‹. E Pluribus Funk ist genial produziert, sehr abwechslungsreich, vom Kracher ›Footstompin’ Music‹ bis zu dem orchestralen ›Loneliness‹. Shinin’ On ist ihr abgeklärtestes Album mit lässigen Songs wie ›To Get Back In‹ oder ›Little Johnny Hooker‹ — selbst den Pop-Hit ›The Loco-Motion‹ finde ich klasse.«







