Für ihr nunmehr 15. Studio-Album Borderland haben sich Amorphis einer Frischzellenkur unterzogen. Statt abstrakter Muster ziert ein Gemälde des Schwans auf dem Fluss des Totenreiches im finnischen Nationalepos Kalevala das Cover, anstelle von Jens Borgren, der seit Queen Of Time (2015) mit profundem Einfluss die Produktion ihrer Platten übersah, verpflichteten die einst im melodischen Death Metal gestarteten Prog-Metaller Jacob Hansen. Ihr musikalisches Fundament bleibt dabei zunächst unangetastet: Beinharte Riffs und zutiefst melancholische, gerne mit einem Echo-Effekt belegte Leads, die den Melodien eine fast schwebende Qualität verschaffen, treffen wahlweise auf brachiale Growls oder beinahe zerbrechlichen Klargesang des gewohnt famosen Tomi Joutsen.
Dabei gehen die stimmungsgewaltigen Skandinavier heuer entschieden geradliniger und eingängiger zu Werke als auf ihren letzten Studio-Platten. Eine geradezu tanzbare Nummer wie ›Dancing Shadow‹ wäre auf früheren Werken dieser notorisch innovativen Band nicht in dieser Form denkbar gewesen. Gleichzeitig beweisen die Finnen einmal mehr, dass in ihrer Welt Eingängigkeit nicht zwangsläufig Einfachheit bedeutet. Mühelos verzahnen sie etwa im Titelstück verschachtelte Rhythmus-Arbeit mit mal parallel, mal addierend gesetzten Melodielinien von Gitarre, Keyboard und Gesang. Umwerfend schön, bei genauerer Betrachtung aber wahnsinnig tiefgründig: Kaum eine Metal-Band schafft diesen Spagat so spielerisch wie Amorphis.








