Nantucket

Long Way To The Top (1980)

Die Enzyklopädie der Rockmusik gönnt ihnen bloß eine Fußnote im Eintrag zu AC/DC. Dabei halten Nantucket eine Sonderstellung im opulenten US-Rock der siebziger Jahre.

TEXT: DANIEL BÖHM

Der Tross mit dem angenehm kratzigen Sänger Larry Uzzell, den Gitarristen Tommy Redd und Mark Downing sowie Larrys Bruder Mike Uzzell an Moog-Bass und Keyboards, Eddie Blair (Saxofon und Synthesizer) und Kenny Soule (Schlagzeug) operiert gewieft mit Elementen, die bis dato Formationen des Hard- und Melodic-Rock zur Perfektion gebracht hatten. Styx, Boston, Bob Seger, Foreigner und später auch The Babys — sie alle haben Spuren hinterlassen im Sound der Gruppe aus Jacksonville in North Carolina.

Die Riffs werden deftiger und die harmonischen Chöre dominanter, ihre knorrigen Südstaaten-Wurzeln bekommen immer feinere Verästelungen. Wirkte das selbstbetitelte Debüt mit dem Hummer in Jeans und Plateaustiefeln auf dem Cover und dem Hit ›Heartbreaker‹ 1978 noch etwas fragil, so finden Nantucket im Folgejahr mit dem erheblich voluminöseren Your Face Or Mine? die richtige Ansprache.



Mit neuem Bassisten reisen sie mit Kiss, Styx, Cheap Trick und AC/DC durch Amerika und freunden sich mit den Young-Brüdern an. Nach dem Tod von Bon Scott nimmt das Sextett als Tribut den AC/DC-Klassiker ›It’s A Long Way To The Top‹ auf: als Titellied seiner dritten LP, einer herausragenden Party-Rock-Platte. Das kommt an.

Bei der US-Tournee zu Back In Black sind Nantucket erneut dabei, und die australischen Riff-Rocker bestehen darauf, von ihrer Vorgruppe gecovert zu werden. Zwei zu vernachlässigende Alben folgen, dann gehen für Nantucket als Profikapelle 1990 die Lichter aus.


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