Amplifier

Trippin' With Dr. Faustus

Rockosmos
VÖ: 2017

Wahnsinn mit Methode

An dem stilistisch breiten Doppeldecker The Octopus wären die progressiven Alternative-Rocker aus Manchester beinahe zerbrochen und doch hat sich das Quartett um Frontmann Sel Balamir mit jeder Veröffentlichung seither neu erfunden. Dem improvisiert und introvertiert wirkenden Echo Street folgte das ruppige Mystoria mit dröhnenden Fuzz-Gitarren. Ihr sechster Streich ist nun wieder ein irre abenteuerlustig strukturiertes Werk geworden, in dem punktgenau arrangierte Gesangsharmonien einen zunächst reichlich schräg anmutenden Kontrast zu den Breitwand-Klang-Texturen, meterdicken Gitarrenwänden und surrenden Synthesizer-Sounds bilden.

Betörend beschwingte Melodien durchbrechen immer wieder das wild wummernde Sounddickicht des Psychedelic-Rockers ›Rainbow Machine‹, das an den Space-Rock ihres Debütalbums erinnernde ›Kosmos (Grooves Of Triumph)‹ kommt gerade rechtzeitig zum Pink Floyd-Jubiläumsjahr. Erst im eingängigen ›The Commotion‹ beginnt man zu erahnen, dass der Wahnsinn eines Sel Balamir tatsächlich Methode hat. Das wird wohl am Ende aber wieder nichts an der Tatsache ändern, dass Amplifier das am besten gehütete Geheimnis des modernen Briten-Rock sind.

(7/10)
TEXT: MARKUS BARO

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