Jack Russell's Great White

Great Zeppelin II

Cleopatra
VÖ: 2021

Kraftloses Gemaunze

Dass die Musik von Great White immer schon eine mindestens latente Verbindung zu Led Zeppelin aufwies, ist durch eigene Evergreens wie ›House Of Broken Love‹ und nicht zuletzt durch diverse Live-Mitschnitte und Auftritte im Rahmen von MTV Unplugged mit eingeworfenen Adaptionen hinreichend belegt. Im Dezember 1996 entschlossen sich die blueskundigen Hardrocker um Sänger Jack Russell dazu, nicht nur punktuell den britischen Bleizeppelin zu interpretieren, sondern bei ihrer Show im Galaxy Theatre von Santa Ana einen vollen Konzertabend lang. Die unter dem Titel Great Zeppelin bekanntgewordenen Aufnahmen sind auch deshalb zu einem solchen Live-Klassiker geworden, weil Great White mit einer hinreißenden Hingabe und einer spürbaren Liebe zu den Originalen ein gutes Dutzend Klassiker fernab der Standards zu eigenem Repertoire formten. 35 Jahre später meint nun Sänger Jack Russell, mit seiner Ausgabe von Great White einen zweiten Teil vorlegen zu müssen, der komplett im Studio entstand — und im Grunde das strenge Gegenteil des Originals verkörpert. Triebfeder ist Verkaufskalkül; die Band spielt gut und nett die Songs aus der vordersten Reihe, von denen die Kollegen seinerzeit aus guten Gründen die Finger gelassen hatten. Hinzu kommt, dass Russells desolate Stimmverfassung den Plant-Vorgaben nicht mehr nachkommen kann: Sein kraftloses und spannkraftloses Gemaunze ist schwer zu ertragen.

(5/10)
TEXT: DANIEL BÖHM

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