Iron Maiden

35 Jahre "Seventh Son Of A Seventh Son"

Als Seventh Son Of A Seventh Son am 11. April 1988 erschien, waren Iron Maiden die anmutigste Heavy-Metal-Band des Planeten. Das mystisch-progressive Konzeptepos war das letzte Album der prägenden Piece Of Mind-Besetzung und der krönende Abschluss einer Entwicklung, die mit ebenjener Platte 1983 begann.

TEXT: DANIEL BÖHM |FOTO: Parlophone/PR

Während ihre vorherigen Alben auf den Bahamas aufgenommen wurden, entstand der Nachfolger von Somewhere In Time (1986) als siebtes Maiden-Werk in den Münchner Musicland Studios. Seventh Son Of A Seventh Son ist das letzte Album der prägenden Piece Of Mind-Besetzung und der krönende Abschluss einer Entwicklung, die mit eben jener Scheibe von 1983 begann: Böser, lauter und beschwörender als auf diesem Konzeptalbum, dem dezente Keyboard-Nebel im Hintergrund eine mythische Kühle verleihen, wird Bruce Dickinson nie mehr singen.

Die gesamte erste Seite der LP erzählt die Vorgeschichte, an der sich das knapp zehnminütige Titelopus einklinkt, das die Geschichte eines mit paranormalen Fähigkeiten geborenen Jungen (nach einem Fantasy-Roman von Orson Scott Cards) aufgreift. In ›The Prophecy‹ finden allerhand keltisch anmutende Gitarrenmotive Platz — und doch führt alles wieder zurück zum tonnenschweren ›Seventh Son Of A Seventh Son‹, in dem Bassist Steve Harris genüsslich seine Vorliebe für atmosphärische Stimmungs- und technische Rhythmus-Wechsel auslebt.



Bevor Seventh Son Of A Seventh Son am 11. April 1988 erschien, stellte die Band am 20. März die erste Single daraus vor. ›Can I Play With Madness‹ wirft den bis dahin leichtbekömmlichsten und größten Single-Erfolg ab, auf der Platte fesselt eine Position zuvor vor allem das an Aleister Crowleys gleichnamiges Buch angelehnte ›Moonchild‹.

Für die Tourneevorbereitungen blieben die Musiker noch weiter in Deutschland. Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld mieteten Iron Maiden für mehrere Wochen einen Proberaumkomplex und arbeiteten an ihrem Liveprogramm, in dem gleich sechs neue Nummern zu hören sein werden: ›Moonchild‹ und ›The Evil That Man Do‹ als Eröffnungsdoppel, später im Set folgen ›Infinite Dreams‹, ›Can I Play With Madness‹, ›The Clairvoyant‹ und das Titel-Opus.



Am 28. April fand in Köln der erste von zwei Testläufen als Geheimkonzert vor jeweils 500 überglücklichen Fans statt, die sich nicht hatten täuschen lassen, als der Club Empire Auftritte einer Band namens „Charlotte The Harlot“ ankündigte: Erst zwei Wochen später beim offiziellen Beginn der siebenmonatigen Welttournee in New York und Kanada hatte Iron Maiden auch ihre gigantischen neuen Bühnenaufbauten dabei, die das Albumcover mit seinen Eisbergen auf verschiedenen Ebenen zum Leben erweckten.

Zu diesem Zeitpunkt war Seventh Son Of A Seventh Son bereits auf seinem Siegeszug in die weltweiten Charts unterwegs: In Deutschland stieg die Platte bis auf den vierten Platz, in Großbritannien feiern Iron Maiden den ersten Nummer-eins-Hit seit The Number Of The Beast. In den USA hingegen ist nach einigem Ringen lediglich Rang 12 für die Platte drin.


Eine ausführliches Titel-Special über Seventh Son Of A Seventh Son gibt es in ►ROCKS Nr. 77 (04/2020).

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