Modern Day Heroes

Schräge Helden

Die Schweizer Modern Day Heroes sind D-A-D und Mando Diao ebenso zugetan wie alternativem Pop: Auf Thirteen lassen sie die stärksten Momente ihrer bisherigen Laufbahn Revue passieren.

Serge Christen war nie ein Freund von Limitierungen. Schon in jungen Jahren zog es ihn hinaus in die weite Welt — die empfundene Enge seiner Heimat erfüllte ihn mit Unbehagen. »Ich habe in meiner Lehrzeit gemerkt, dass es keinen Spaß macht, acht Stunden am Tag ohne Musik auskommen zu müssen. So wollte ich auf gar keinen Fall leben«, lacht der Gitarrist und Sänger.

»Meinen Eltern zuliebe habe ich meine Ausbildung zum Elektriker zu Ende gebracht, aber schon ein halbes Jahr nach der Gesellenprüfung bin ich für drei Jahre nach Amerika abgehauen. Los Angeles war genau mein Ding. Dort pulsiert das Leben. Diese Stadt hat meinen Horizont erweitert, in vielerlei Hinsicht.«

Auch im Hinblick auf sein musikalisches Schaffen hinterließ diese Phase bleibenden Eindruck bei Christen, der Modern Day Heroes 2006 zusammen mit Bassist Yves Fontana und Schlagzeuger Heinz Baumann gründete. Scheuklappen sind ihm beim Songschreiben bis heute zuwider.

Aus seiner Vorliebe für australische Rockbands und Jazz macht er keinen Hehl, verarbeitet in seinen Kompositionen indes unzählige Einflüsse mehr: Mando Diao und D-A-D klingen in manchen Songs des Trios nach, in anderen Monster Magnet, die Doors, Billy Idol und The Cult.

»Diese Stilvielfalt ist nicht zuletzt auf meinen Gesang zurückzuführen«, ist sich Christen sicher, der am Ufer des Bielersees sein eigenes Studio betreibt. »Ich variiere stimmlich viel, lasse mich von meiner jeweiligen Gefühlslage treiben und lenke dadurch eben auch die musikalischen Geschicke in eine bestimmte Richtung. Das macht unsere Lieder so bunt wie das Leben an sich. Viele Leute erwarten, dass alle Schweizer Rockbands so klingen wie Krokus und Gotthard, aber danach steht uns nicht der Sinn.«



Dass Modern Day Heroes auf Thirteen überwiegend Lieder aus ihrer Vergangenheit kompilieren und diesen drei neue Kompositionen zur Seite stellen, fußt auf der Nachfrage bei Konzerten. »Wir haben bislang eine EP und drei Alben veröffentlicht, von denen mittlerweile zwei nicht mehr erhältlich sind«, berichtet der Frontmann, der von Zeit zu Zeit als Sir Joe durch die Gegend zieht und sich dann Folk- und Gospel-Kompositionen widmet.

»Bei Konzerten fragen die Leute immer wieder nach diesen Alben, so dass wir aus der Not eine Tugend gemacht und Lieder zusammengefasst haben, die wir bei fast jedem unserer Konzerte spielen. Wir feiern gerade unser 13-jähriges Jubiläum, da kommt ein solches Album gerade recht.«

Während andere Bands üblicherweise ihr zehn- oder 15-jähriges Bestehen begießen, ist Modern Day Heroes gerade an der schiefen Thirteen gelegen, die sonst eher als Unglückszahl stigmatisiert wird. »Unser Zehnjähriges haben wir verpennt«, biegt sich Serge Christen vor Lachen.

»Aber das hatte auch was Gutes: So unangepasst, wie sich Rock’n’Roll-Bands gerne geben, sind die meisten von ihnen gar nicht. Selbst bei solchen Jubiläen halten sich alle an eine gewisse Norm. Aus der brechen wir aus und feiern eben unser 13. Wiegenfest — Rock’n’Roll und ab dafür! Wir sind in vielen Belangen anders als andere, aber gerade das bereitet uns helle Freude!«


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