Fates Warning

Inside Out (1994)

Seit bald vier Jahrzehnten zählen Fates Warning zu den tragenden Säulen des Progressive Metal — kaum eine zweite Band kann von sich behaupten, musikalische Erneuerung und künstlerische Integrität konsequenter im Einklang gehalten zu haben. Auf Inside Out entdecken die Amerikaner ungewöhnlich klare, fast spärlichen Arrangements und große Emotionen.

TEXT: DANIEL BÖHM

Ihre ersten zwei in den frühen Achtzigern entstandenen Alben boten noch zunehmend komplexen, in der Gitarrenarbeit markant von Iron Maiden und Mercyful Fate inspirierten US-Metal. Überstrahlt wurden Night On Bröcken (1984) und The Spectre Within (1985) aber von dem Drittwerk Awaken The Guardian (1986), dessen stark verschachtelte Riffs und Rhythmuswechsel dem Zuhörer einiges abverlangen. Von der geheimnisvollen, komplett unorthodoxen Intonation der Textgeschichten ganz zu schweigen.



Seit No Exit (1988) und dem Sängerwechsel von John Arch zu Ray Alder verlor die Musik der 1982 in Hartford im US-Bundesstaat Connecticut gegründeten Band nur bedingt an Anspruch. Ihre Songformate aber wurden zunehmend kompakter. Parallels brachte 1991 schließlich alle Voraussetzungen mit, um Jim Matheos & Co. in ähnliche Erfolgssphären zu katapultieren wie Queensryche mit Operation: Mindcrime und Empire — nicht zuletzt die MTV-tauglichen Auskopplungen ›Eye To Eye‹ und ›Point Of View‹ verhelfen Fates Warning zu einem großen Erfolg. Nur haltbar ist er nicht: Mit einem Berg von Produktionsschulden stürzt die Band in eine Krise.



Erst drei Jahre später raffen sie sich zu einer weiteren LP auf. Ruhiger, ungewöhnlich klare, fast spärlichen Arrangements, große Emotionen (›Shelter Me‹, ›Pale Fire‹,›Down To The Wire‹, ›Face The Fear‹) und dazu vorsichtige Experimente mit dezenter Elektronik und viel Melancholie: Inside Out spiegelt 1994 den desillusionierten Gemütszustand von Fates Warning in jedem Ton wider und ist eine ihrer schönsten und verkanntesten Platten geblieben.


 

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