Fates Warning

Theories Of Flight

InsideOut
VÖ: 2016

Perfektion mit Herz und Seele

In kommerzieller Hinsicht konnten sie nie zu Größen wie Dream Theater und Queensrÿche aufschließen. Und doch setzen Fates Warning seit über drei Jahrzehnten künstlerische Maßstäbe im Progressive Metal. Mit Sänger Ray Alder hat die ursprünglich in Connecticut beheimatete Gruppe genreprägende Klassiker wie No Exit (1988), Perfect Symmetry (1989) und Parallels (1991) erschaffen, und auch das nach einer neunjährigen Studiopause entstandene Darkness In A Different Light (2013) wusste unlängst zu überzeugen.

Dass Fates Warning nach der Veröffentlichung dieser Scheibe rund 80 Konzerte absolviert haben, hat für einen spürbaren Drive gesorgt, der sich auch auf dem neuen Album Theories Of Flight bemerkbar macht — ein Meisterwerk, das seinen Platz in einer Reihe mit den eingangs erwähnten Neunziger-Platten beansprucht.

Schon die Einstiegsnummer ›From The Rooftops‹ verbindet die für Fates Warning charakteristische Melancholie mit technisch brillant umgesetzter Härte und lässt darüber staunen, wie speziell Alder aus allen Rohren feuert. Anders als manche seiner singenden Kollegen, die bei ihren Gruppen nur als Staffage zwischen ausufernden Instrumentalparts wahrgenommen werden, ist Ray Alder das Herz und die Seele solcher Stücke wie ›The Light And Shade Of Things‹ und ›The Ghosts Of Home‹.

Im Gespann mit dem musikalischen Richtungsweiser Jim Matheos hat der 48-Jährige maßgeblichen Anteil an einem packenden Album, das äußerst abwechslungsreich ausgefallen ist. So bringt das kompakte, von einem begnadeten Refrain getragene ›Seven Stars‹ die eingängige Seite der Band zum Vorschein, während sich Schlagzeuger Bobby Jarzombek in ›Like Stars Our Eyes Have Seen‹ genauso stark in Szene setzen kann wie einst sein Vorgänger Mark Zonder. Der nicht mehr fest zum Bandgefüge zählende Leadgitarrist Frank Aresti veredelt das geradlinig harte ›White Flag‹ mit einem seiner zwei Gastbeiträge: Die Krone auf einem Album einer in sich ruhenden Band, die nach langer Zeit endlich wieder einen waschechten Klassiker fabriziert hat — den ersten seit A Pleasant Shade Of Gray von 1997.

(9/10)

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