Eric Burdon & The Animals

When I Was Young

Esoteric
VÖ: 2020

Als der Blues psychedelisch wurde

Der Eric Burdon des Jahres 1967 war ein ganz anderer als der, der 1964 ›House Of The Rising Sun‹ gesungen hatte. Von den alten Animals war lediglich der Drummer übrig geblieben. Burdon hatte sich in den USA niedergelassen, neues Personal gesucht und den Bandnamen in Eric Burdon & The Animals geändert. Nun erscheinen die vier Alben, die diese Band zwischen Oktober 1967 und Dezember 1968 für das Label MGM aufgenommen hat, als Box-Set in neu gemasterten Versionen.

Dazu gib es die Mono-Version des ersten Albums dieser Reihe, Winds Of Change, plus Bonus-Tracks von diversen Single-Veröffentlichungen. Neben den eher gefälligen Hits dieser Phase (›San Franciscan Nights‹, ›Good Times‹, ›When I Was Young‹) findet sich hier ein geballtes Paket vollkommener Freiheit und Experimentierlust. Dudelsäcke, ›Lilli Marleen‹, Sitarklänge, die Poesie des gesprochenen Wortes steht irrlichternd neben überfallartig hereinbrechenden orchestralen Arrangements. Plötzlich scheint alles möglich, was Befreiung aus formalen Zwängen bedeutet.

Insbesondere The Twain Shall Meet Eric Burdon & The Animals wirft Konventionen konsequent über Bord. Ganze Teile werden zu einer Art Hörspiel-Collage, anderes wiederum könnte man sich als Musik zu einem zeitgenössischen Film vorstellen (›All Is One‹). Everyone Of Us dagegen strahlt eine beinahe meditative Ruhe aus, bis Gevatter Blues mit kreischenden Gitarren Burdon wieder mal streift (›St. James Infirmary‹). Love Is, der vierte Streich, zeigt eine deutlich fiebrigere Band, was schon der Eröffnungssong, die entfesselte Version von ›River Deep, Mountain High‹, ankündigt. Das Album ist der Schwanengesang der psychedelischen Jahre des Sängers. Zwar kündigt er an, Filme machen zu wollen, schließt sich aber stattdessen 1969 der Band War an, um erneut ein vollkommen anderes musikalisches Terrain zu beackern.

(8/10)

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