Dennis Dunaway mit Chris Hodenfield

Snakes! Guillotines! Electric Chairs! My Adventures In The Alice Cooper Group

St. Martin’s Press
VÖ: 2015

Fünf Freunde — wie alles begann

Vincent Furnier ist so sehr eins geworden mit der Kunstfigur des Alice Cooper, dass man gar nicht oft genug daran erinnern kann, dass dieses große Bühnen- und Musikphänomen ursprünglich nicht nur einen, sondern gleich fünf Köpfe auf den Schultern sitzen hatte und bis 1975 eine schlagkräftige Band war. Nachdem sich 1996 mit Gitarrist Michael Bruce schon einmal ein Mitglied der originalen Alice Cooper Group aus der Reserve wagte und in No More Mr. Nice Guy eine recht kontroverse Buchbiografie veröffentlichte, bringt nun Dennis Dunaway seine Erinnerungen zu Papier. Die fallen im Ton deutlich moderater aus als bei Bruce.

Gleich im Vorwort von Snakes! Guillotines! Electric Chairs! My Adventures In The Alice Cooper Group stellt der Bassist klar, worum es ihm in seinem Buch geht: Vorhaltungen sind ihm nicht wichtig, dafür ist er zu stolz auf das, was er gemeinsam mit seinen vier Freunden auf die Beine gestellt hat — das nämlich sei die Essenz von Alice Cooper. Diesen unscheinbaren Satz muss man ein bisschen wirken lassen, um den Pfeffer in ihm zu schmecken. Gleichgültig ist ihm das Schicksal dieser Gruppe nie gewesen, die auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes erkennen musste, dass sie auf einmal begleitende Musikanten gewesen sein sollen, weil ihr Sänger und ihr Manager andere Pläne für die Zukunft geschmiedet hatten. Und doch ist es bemerkenswert, wie wenig Bitterkeit in den Ausführungen des heute 69-jährigen Dunaways mitschwingt. Beharrlich spricht er nicht von Alice, sondern von Vincent, seinem Jugendfreund. Beide kennen sich aus frühen High School-Tagen, haben in einem Kurs die Kunst des Surrealisten Salvador Dalí, die Musik von Bob Dylan und das Theater lieben gelernt und immer weitere Vorstöße in die Welt der Musik unternommen. Dass er den Schwerpunkt seines Buches (man ist schon zur Hälfte durch, als zum ersten Mal Produzent Bob Ezrin auftaucht, der dem Quintett auf seiner dritten LP Love It To Death zu Struktur und Schlagkraft verhilft) auf eben jene Findungszeit legt, mag Skandal- und Sensationsjägern bedingt entgegenkommen.

Weniger reizvoll oder gar langweilig wird Snakes! Guillotines! Electric Chairs! My Adventures In The Alice Cooper Group dadurch aber nicht, weil es nicht überhöht — und aus sympathisch geerdeter Perspektive genau die Zwischentöne liefert, die in jüngeren Buch- und DVD-Veröffentlichungen wie Golf Monster, Super Duper Alice Cooper oder der Shep-Gordon-Doku Supermensch zu kurz kamen.

Keine Wertung
TEXT: DANIEL BÖHM

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