Crown Lands

Fearless

Universal Canada
VÖ: 2023

Stimmungsvolle Traum-Bilder

Wer es versäumte, Crown Lands nach Erscheinen ihres ersten Albums auf dem Beobachtungsradar zu behalten, dürfte einigermaßen erstaunt darüber sein, welch bemerkenswerte Entwicklung das kanadische Duo in den zurückliegenden drei Jahren hinter sich gebracht hat — und welche Wellen das bislang lediglich auf dem Importweg erhältliche Zweitwerk mittlerweile schlägt. Waren es auf dem ambitionierten Debüt vorrangig Bands wie Led Zeppelin und zeitgenössische Vintage-Rocker wie Rival Sons und The Parlor Mob (Cody Bowles hohe Singstimme erinnert nach wie vor stark an Mark Melicia), die sich in der Sound-DNS der bärtigen Combo festgebissen hatten, machen es sich Crown Lands nun verstärkt im Progressive Rock bequem. Zwar haben Led Zeppelin (›Lady Of The Lake‹!) durchaus ihren Anteil am Sound behalten. Und doch nähern sie sich in Klang und Gestus dem fantasievollen Spätsiebziger-Werk von Rush ab 2112 (1976), was sie in jeder Hinsicht klassischer, größer und viel beweglicher wirken lässt. Nie aber alt oder bemüht. Immer wieder garnieren sie ihre Epen mit herrlich knurrenden Bassläufen, flirrenden Chorus-Gitarren, kühlen Synthie-Verwehungen und verträumten Melodiebögen, die vertrackte Polyrhythmen und virtuose Instrumentaleinlagen charmant umschließen. Die Art und Weise, wie Crown Lands das Kolorit einer anderen Band zu eigenen stimmungsvolle Traum-Bildern zusammenbringen, ist durchaus vergleichbar mit Greta Van Fleet. Allerdings scheint die Farbpalette der Kanadier ein bisschen größer.

(8.5/10)

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