Halestorm machen, was sie wollen. Zu Hause ist die Formation um Frontfrau Lzzy Hale im modernen Hardrock, den sie aber seit jeher mit Versatzstücken aus Pop, Punk, Alternative und Metal anreichert. Dabei gingen sie stets filigraner zu Werke als Genre-Kollegen wie Alter Bridge, blieben aber gleichzeitig fester im Hardrock verwurzelt als beispielsweise die sukzessive in den Pop-Rock driftenden Nickelback. Mit Everest gehen sie diesen steten unsteten Weg unbeirrt weiter: Eröffnet wird die Platte vom zunächst schnörkellos stampfenden, im Refrain dann verträumten ›Fallen Star‹; der folgende Titelsong schlägt in eine ähnliche Kerbe. Die gefühlsintensive Power-Ballade ›Shiver‹ setzt anschließend einen Kontrapunkt, der von ›Like A Woman Can‹ noch unterstrichen wird: Im Kern eine kraftvolle Soul-Blues-Nummer, die auch Beth Hart zuzutrauen wäre — wenn da nicht die fett bratenden Gitarren im Chorus wären und der von Rotz wie Leidenschaft triefende Gesang Hales. So tarieren Halestorm im Laufe der rund 50 Minuten Laufzeit die Grenzen ihres Soundbereichs aus, prügeln sich durch wütende Groove-Nummern (›Watch Out!‹, ›K-I-L-L-I-N-G‹) oder kehren in ›Gather The Lambs‹ und ›How Will You Remember Me‹ in den poppigen Alternative-Hardrock im Stile ihres wohl besten Albums The Strange Case Of… (2006) zurück. Everest ist eine wilde Achterbahnfahrt, die immer kurz davor ist, aus den Schienen zu springen. Und doch schaffen es Halestorm auf beinahe unerklärliche Weise, jederzeit die Spur zu halten.