Uriah Heep

Into The Wild

Frontiers
VÖ: 2011

Süßer die Orgeln nie brüllten

Wo Uriah Heep draufsteht, ist Uriah Heep drin: Phil Lanzon wäre nach wie vor einer der besten Werbeträger für Hammondorgeln und ihre denkbar sinnlichste Spielweise, sowohl als Grundfarbe als auch im Solo. Mick Box pflegt weiterhin die Grundhaltung: Gitarrensolo? Was ist das? Und tritt dafür breitbeinig aufs Wah-Wah-Pedal, und für die nächsten paar Takte ist gurgelnde, funkensprühende Achterbahn. Weil der Heep-Hungrige genau das hören will, ist es gut so, kein Diskussionsbedarf.

Der Kontrast zwischen den weitgehend sinnfreien Lärmetüden von Grinsekatze Box und Lanzons feinperlendem Spiel ist (wie im Titelsong) durchaus reizvoll. Richtig gut wird es aber erst, wenn in ›Money Talk‹ auf einem pumpenden Offbeat Gitarre und Orgel unisono um die Wette bratzen. Das erreicht die zauberliche Qualität von ›Shadow‹ auf dem Vorgängeralbum oder gar des Uralt-Klassikers ›Rainbow Demon‹. Eine ähnliche Klasse hat auch das etwas leichtgewichtigere ›Lost‹. Wie überhaupt die Band immer dann am besten ist, wenn sie eher schräge Harmonien bemüht und weniger auf zuckersüße Schönheit abfährt und dabei wie in ›Believe‹ vergisst, dass der Refrain eine Steigerung zur Strophe sein sollte.

Anderes wie ›Trail Of Diamonds‹ wirkt zerrissen. Als wären hier zwei verschiedene Lieder willkürlich zu einem zusammengepappt worden. Klar ist Sänger Bernie Shaw als Pathos-Verbreiter über jeden Zweifel erhaben, aber Großtaten der Hymnendichtung wie ›What Kind Of God‹ auf Wake The Sleeper fehlen hier.

In der Gesamtschau sind die beiden jüngsten Alben vergleichbar mit dem Paar Sea Of Light und Sonic Origami: Vereint sich beim jeweils ersten kompositorischer Ideenreichtum perfekt mit ihren Klang-Trademarks und sorgt für eine kraftvolle Rückmeldung der Formation, so schwächelt das jeweils zweite leicht in puncto Songwriting.

(7.5/10)

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