Psychotic Waltz

The God-Shaped Void (2020)

Eine Band für die Masse waren Psychotic Waltz mit ihrer fordernden Interpretation des Progressive Metal nie. Nach 25 Jahren Kreativpause versetzten die Kalifornier ihre Anhängerschaft mit The God-Shaped Void erneut in Verzückung.

TEXT: DANIEL BÖHM

Eine Band für die Masse waren Psychotic Waltz noch nie. Zu eigenwillig und viel zu fordernd ist die Musik der kalifornischen Progressive-Metal-Unikate immer gewesen, die dafür umso kultischer von ihren Anhängern verehrt wird. Insbesondere A Social Grace (1990) und Into The Everflow (1992) sind anerkannte Genre-Klassiker, die mit dem Frühwerk von Fates Warning genauso in Verbindung stehen wie mit Jethro Tull, Jimi Hendrix und den Doors — hypnotisierende Melodien, exotische Querflöten, komplexe Breaks und umherflirrende Gitarrenläufe inklusive.

Im Frühjahr 2020 erschien The God-Shaped Void: das fünfte Album von Psychotic Waltz und das erste nach einem Vierteljahrhundert der kreativen Ruhe. Es ist lange nicht so verrückt-verzwirbelt und vertrackt geraten wie ihre frühen Meisterwerke und bringt doch sämtliche Elemente zusammen, die diese ungewöhnliche Band immer ausgezeichnet und zu etwas ganz Besonderem gemacht haben.



Wer mit offenen Ohren auf die Suche geht, findet in der Schwerelosigkeit des The God-Shaped Void umgebenden Sternenstrudels Berührungen mit Mosquito (1994), Bleeding (1996) und Into The Everflow — aber eben auch mit Dead Soul Tribe, die Sänger Devon Graves nach der zeitweiligen Auflösung von Psychotic Waltz betrieb. Neu ist das Suchtpotenzial ihrer mystischen Melodien und überhaupt die Art und Weise, wie das Quintett mit Atmosphäre spielt, die einen umschließt und nicht mehr loslässt.


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